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Pfingsten in Siebenbürgen
Zu Pfingsten gab es in Siebenbürgen mehrere, verschiedene Bräuche.
Nachfolgend sind das Schulfest von Waltersdorf und das Pfingstreiten von Deutsch-Zepling näher beschrieben.
Das Schulfest (Waltersdorf)
Waltersdorf war eine sächsische Gemeinde bei Bistritz in Nordsiebenbürgen. Hier wurde jährlich das traditionelle Schulfest zu Pfingsten gefeiert. Die Vorbereitungen zu diesem Fest begannen einige Tage vorher. Schon am Pfingstsamstag gingen die konfirmierten Burschen auf das Feld, um die Wasserquellen bzw. Brunnen, aus denen während der Sommerarbeit am Feld Trinkwasser entnommen wurde, zu reinigen.
Anschließend brachten sie aus dem nahegelegenen Kirchenwald junge Birkenbäume mit, welche sowohl bei den Eingangstüren als auch im Inneren der Kirche aufgestellt wurden. Damit schmückte man die Kirche für die Festgottesdienste am ersten und zweiten Feiertag.
In der Gemeinde wurden die Straßen gereinigt, gekehrt und für den am Pfingstmontagnachmittag stattfindenden Umzug sauber gehalten. Es sollte ein Freudenfest werden für Jung und Alt, darum halfen auch alle begeistert mit.
Am Pfingstsamstag gingen die Mädchen mit allem Eifer daran, die Blumenkränze zu binden, die sie zu zweit beim Festzug tragen sollten. Die Schulmädchen und Buben rätselten schon Tage vor Pfingsten, mit wem sie bei dem Umzug paarweise durch die Gemeinde mitmarschieren würden.
Am Abend des ersten Feiertages wurden von zwei Fanfarenbläsern der freiwilligen Feuerwehr der Zapfenstreich gespielt, womit das Ausrücken für den nächsten Tag angekündigt wurde.
Bereits am Vormittag wurden Tafeln, Tische und Bänke für die Feier am Nachmittag vorbereitet. Man traf sich am Pfingstmontag, nach dem Mittagessen, auf dem Platz vor der Schule. Um 13 Uhr wurde die Feuerwehrfahne auf ein Trompetensignal hin (Generalmarsch) von den Fahnenträgern, flankiert von zwei Feuerwehrmännern, aus dem Pfarrhaus getragen.
Die Knaben erhielten für den Umzug kleine Fähnchen in den siebenbürgischen Farben blau und rot mit denen sie die Mädchen beiderseits flankierten. Außer der Schuljugend nahmen noch die erwachsenen Jugendlichen (Bruder- und Schwesternschaft), die Musikkapelle und die Freiwillige Feuerwehr teil.
Der Zug formierte sich und setzte sich langsam in Bewegung. Voran die Musikkapelle, dann die Schuljugend der Größe nach, gefolgt von der Bruder- und Schwesternschaft. Alle in der schönen siebenbürgischen Tracht, vorneweg die Fahnenträger der Bruderschaft. Den Abschluß bildete die Feuerwehr in ihren schmucken Uniformen (blaue Bluse, weiße Stiefelhose und gelber Helm).In dieser Reihenfolge bewegte sich der Zug die lange Dorfstraße entlang und wieder zurück zum Schulplatz. Die Dorfbewohner, die noch zu Hause waren, winkten aus den Fenstern, die Mitmarschierenden grüßten aus dem Zug zurück. Es war ein wunderbares Gefühl, in diesem Festzug dabei zu sein.
Das Programm am Nachmittag begann mit einem Schauturnen der erwachsenen Jugendlichen und wurde von der Musikkapelle musikalisch umrahmt. .Anschließend folgte ein Konzert der Musikkapelle. Im weiteren Verlauf wurden Gedichte vorgetragen und Volkstänze dargeboten. Allgemein wurde auf zwei Tanzflächen getanzt, eine Tanzfläche stand für die Schuljugend, die andere für die konfirmierte Jugend und die Erwachsenen zur Verfügung.
Die Unterhaltung dauerte bis in die Nacht hinein. Am darauffolgenden Pfingstdienstag tanzte, nach altem Brauch, die erwachsene Jugend noch den ganzen Nachmittag im Saal des Gemeindehauses.
Wie ein schöner Traum blieben diese Bilder und das Fest in ewiger Erinnerung an die alte Heimat.
Das Pfingstreiten (Deutsch-Zepling)
Das Pfingstfest war das Fest der Deutsch-Zeplinger, denn es wurde so großartig gefeiert, daß es in der ganzen Umgebung berühmt war.
Wohl besuchte man am ersten Feiertag den Gottesdienst, aber schon der Nachmittag war für die Vorbereitungen für das große Ereignis bestimmt. Die Reiter striegelten die Pferde, das Reiterzubehör wurde noch einmal geputzt, die Mädchen banden die Kränze und die Hausfrau sah nach dem Rechten in Küche und Keller, denn man erwartete Gäste aus Nah und Fern. Viele wollten das einzigartige, von der Jugend gestaltete Geschehen miterleben.
Zwei Tage vor dem Fest fuhren die Altknechte, begleitet von den Knechtvätern, in die Wälder, um Maibäume (junge Birken) zu fällen und heimzuholen. Es wurde damit der Kirchenraum geschmückt, aber auch vor alle kirchlichen Gebäude wurden welche gestellt, ebenso vor die Häuser der Knechtväter, der Altknechte und Altmägde. Kirche und Brauchtum stand in diesen Tagen eng verknüpft im Geschehen – und es war gut so.
Am zweiten Feiertag, nach dem Gottesdienst, versammelte sich die Bruderschaft – auch die, die nicht am Wettrennen teilnahmen – im Hof des Altknechtes, die Schwesternschaft tat dasselbe im Hofe der Altmagd. Die Altmägde und die Neukonfirmierten kamen in der Kirchentracht mit dem Borten, während die anderen Mädchen nur in der Sonntagstracht erschienen.
Um 12 Uhr begaben sich der 3. und 4. Altknecht, voran die Musikkapelle, zu der versammelten Schwesternschaft, traten in die Stube ein und der Wortführer sprach in althergebrachter Weise:
„Ich bitte um Entschuldigung, in dieses ehrliche Haus einzutreten. Wie wir uns wissen zu erinnern, haben unsere Eltern und Voreltern diese lieben Pfingsttage gefeiert, haben das Kranzreiten abgehalten und ihrer Bruderschaft ehrlicherweise einen Pfingstkönig gemacht. So haben auch wir uns entschlossen, diese Pfingsttage zu feiern, das Kranzreiten abzuhalten und unserer Bruderschaft ehrlicherweise einen Pfingstkönig zu machen. Weil wir aber dies wichtige Werk aus eigener Kraft nicht durchführen können, haben wir in erster Reihe unseren Herrgott zum Bestand genommen, uns zu helfen. Zu diesem Zwecke hat uns unsere Bruderschaft ausgesandt, diese Schwesternschaft zu bitten, uns auch behilflich zu sein, damit wir unserer Bruderschaft an diesem Tage ehrlicherweise auch einen Pfingstkönig machen können.“
Darauf antwortete die Altmagd in denselben Worten, daß die Schwesternschaft bereit sei mitzuhelfen, „Daß die Burschenschaft mit Gottes Hilfe ehrlicherweise einen Pfingstkönig erhalte“.
Dann wurde in der großen Stube der Altmagd ein Reigen getanzt, worauf die Altmagd den Abgesandten die selbst hergestellte Schwesternschaftsfahne als Treuebeweis übergab. Diese Fahne wurde jedes Jahr vor dem Reiten von den Altmägden aus bunten Tüchern auf einen viereckigen Rahmen gespannt. Sie wurde noch mit kleinen Spiegeln und am unteren Rahmen mit drei kleinen Glöckchen versehen. Es ging nun gemeinsam auf den Hof des 1. Altknechte, wo die Schwesternschaft empfangen wurde.
Von dort aus formierte sich der Festzug: Voran die Musikkapelle, dann im Wechsel eine Reihe Reiter, eine Reihe Mädchen mit bunten Tüchern, und wieder dieselbe Ordnung. Dann erst schloß sich die Bevölkerung an, Jung und Alt, um auf die Festwiese zu kommen. Bevor aber das Wettreiten begann, mußten die Reiter noch eine Mutprobe ablegen. Auf einem nahen Berg war von der Schwesternschaft am Vortage an einem starken Pfosten in Reiterhöhe ein Kranz befestigt worden. In den Blumen waren Dornen, Disteln und Brennesseln eingebunden. Dieser Kranz mußte von den Reitern zerrissen werden, erst dann konnte der waghalsige Ritt beginnen. Es liegt wohl ein alter heidnischer Sinn vor: Mutige Menschen können das Böse vernichten!
Nun begab man sich auf die Festwiese. Am Ziel sammelte sich die Gemeinde, erregt, aber voller Erwartung. Zum Start durften nur die Reiter, die Knechtväter und der Pfarrer kommen. Die Reiterbahn war etwa 2 km lang. Nun aber geschah etwas, was man nie vergißt: Die Reiter stiegen von den Pferden, die Zügel wurden an den Arm gehängt, sie knieten neben ihre Pferde, falteten die Hände und beteten gemeinsam das Gebet des Herrn. Es ging nämlich nicht ohne wagemutiges Draufgängertum zu, das manchen Unglücks- oder sogar Todesfall zur Folge hatte. Doch die Zeplinger Burschen ließen sich nicht davon abschrecken und behielten den Mut, das Wettreiten jährlich durchzuführen. Dann wurde aufgestiegen, der älteste Knechtvater gab das Zeichen „los“ – der Ritt um den Ehrenpreis nahm seinen Anfang. Wer als erster der ca. 30 – 40 Teilnehmer das Ziel erreichte, wurde mit Jubel empfangen und er erhielt von der 1. Altmagd einen kostbaren Strauß aus Kunstblumen, der am Hut befestigt wurde. Von dem Altknecht und dem zweiten Sieger wurde er nun in sein Elternhaus geleitet, hier legte er seine Kirchentracht an und es ging weiter auf den Pfarrhof, wo der neue Pfingstkönig dem Pfarrer vorgestellt wurde. Es war hier bereits die Gemeinde versammelt, und der Altknecht sprach wieder in althergebrachten Worten: Man hatte „ehrlicherweise“ wieder einen Pfingstkönig. Der Pfarrer antwortete und sprach ein Dankgebet, segnete den Sieger und erteilte ihm den Ehrenplatz auf der Bruderschaftsempore der Kirche, den Platz neben dem Altknecht. Die Jugend erhielt vom Pfarrer einen Ehrentrunk und ein Stückchen sächsische Hanklich.
Im Hause des Pfingstkönigs wurde die Jugend ebenfalls mit einem Trunk geehrt und Gebäck wurde angeboten. Hier offenbarte sich wieder ein Stück Dorfgemeinschaft: Da die Eltern des neuen Pfingstkönigs nicht genug Hanklich haben konnten – sie konnten ja nicht wissen, daß ihr Sohn den Ehrenpreis erringen würde – brachten die Freunde und Nachbarn aus ihrem Vorrat herbei.
Dann ging es in den Saal, der Jugendtanz konnte beginnen. Der Reigen wurde vom Pfingstkönig mit der Altmagd eröffnet, dann erst drehten sich alle im Reigen. Man tanzte, man sang Volkslieder und war froh: „Wir haben einen neuen Pfingstkönig“! Bei solch einem Jugendball war es üblich, daß die Mädchen nach jedem Reigen die Schürze austauschten. Je öfter man die Schürze tauschte, um so besser war es, denn es symbolisierte den Wohlstand des Mädchens.
Während die Jugend im Saal tanzte, versammelten sich sie die Männer der Gemeinde und feierten, die Mütter aber blieben bei der Jugend im Saal und sahen nach dem Rechten.
Der Pfingstkönig hatte das Recht, während des ganzen Jahres mit dem Pfingststrauß zum Gottesdienst zu erscheinen. Der Hut wurde an eine Stelle gehängt, wo ihn alle Gottesdienstbesucher sehen konnten. Diese Ehre genoß der Pfingstkönig bis zum Frühjahr das kommenden Jahres, wenn wieder zu den Pfingstfeiertagen das Wettreiten abgehalten wurde.
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