Allgemeines | erste Entwicklungsphase | zweite Entwicklungsphase | dritte Entwicklungsphase | vierte Entwicklungsphase | Die „jungsächsische Tracht“
Allgemeines
Eine Tracht ist die Kleidung einer Gemeinschaft. Sie zeigt nach außen hin die Zusammengehörigkeit durch gleiche Sprache, Sitte und Brauchtum über Generation hinweg gezeigt. Besonders in einem Gebiet wie Siebenbürgen, wo mehrere Völker leben, wollten die Menschen mit dem Tragen ihrer Tracht auch äußerlich ihre Volkszugehörigkeit bekunden – einer der Hauptgründe, warum die siebenbürgisch-sächsische Tracht im Gegensatz zu vielen anderen noch lebendig ist und auch wesentlich länger getragen wurde.
Tracht und Brauchtum waren (bzw. sind) in Siebenbürgen untrennbar verbunden. Alle Festtage wie Hochzeit, Taufe, Kronentanz waren bis in unser Jahrhundert hinein ohne das Tragen der entsprechenden Tracht undenkbar. Daher wurden die dazu nötigen Kenntnisse des Anfertigens und Verzierens der Trachtenstücke mit Sticken, Reihen usw., aber auch die Kunst des Bockelns als wesentliche Teil der Volkskunst von Generation zu Generation weitergegeben. Leider geht diese Kunst allmählich verloren und sollte auch unter den neuen Lebensbedingungen weiterhin gepflegt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ es sich nicht verhindern, daß die Tracht immer weniger getragen wurde Im sozialistischen Staat Rumänien kam oft die Armut der Bevölkerung dazu – man war einfach nicht in der Lage, die kostspielige Tracht anzufertigen, weil es an den entsprechenden Stoffen, Garnen oder schlicht und einfach am Geld fehlte. Mancherorts wurde auch die „Jungsächsische Tracht“ getragen, eine neuere Erfindung.
Da die siebenbürgisch-sächsische Tracht Kleidungsstücke aus verschiedenen Zeiten beinhaltet, ist sie in ihrem Ursprung nach nicht einheitlich, sondern laut dem Kunsthistoriker Julius Bielz in mehreren Entwicklungsphasen entstanden. Die Bauerntracht hat im Laufe der Jahrhunderte Elemente der Bürgertracht übernommen und bewahrt.