Brauchtum

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Die Hochzeiten in Siebenbürgen

Die Hochzeiten in Siebenbürgen dauerten früher, im Gegensatz zu hier und heute, bis zu einer Woche. Nachdem die Verwandtschaft und Freunde eingeladen waren, trafen sie am Mittwoch die ersten Vorbereitungen. Die Männer sorgten für trockenes Brennholz zum Backen und Kochen und sahen auch nach dem Wein, ob genug da war und auch gut schmeckte. In der Regel sorgte jeder Hausvater für ein großes Faß guten Weines vor, wenn er eine Tochter oder einen Sohn im heiratsfähigen Alter hatte. Inzwischen werkten die Frauen eifrig in der Küche, galt es doch den Gästen ein schmackhaftes Essen vorzusetzen. Es wurde Rindfleisch gekauft und viel Geflügel geschlachtet für die guten Suppen. Feine Kuchen wurden gebacken und die vielen, aus Germteig hergestellten Köstlichkeiten: Nuß- und Rosinenstriezel, Rahm-, Eier- und Grießhanklich, „Klotschen“ und „Bialtschen“. Gutes frisches Brot wurde natürlich auch gebacken: die Siebenbürger aßen (und tun es auch jetzt noch) zu allem Brot.

Erwähnenswert ist auch, daß alle eingeladenen Verwandten und Freunde nicht mit leeren Händen zum Helfen kamen. Es war der Brauch, daß jede Frau einen großen Teller (gefüllt mit Mehl), 10 bis 20 Eiern, Butterfett und Schmalz sowie ein großes Stück geselchtes Karree oder Rippenfleisch mitbrachte. Die Männer brachten jeden Tag eine Flasche Wein ins Hochzeitshaus mit.
Der Donnerstag war der Polterabend, an dem die Jugendfreunde aus der Bruder- und Schwesternschaft erschienen, die Burschen beim Bräutigam, die Mädchen bei der Braut. Zu Essen erhielten sie gebratenen Geflügelinnereien, Speck, Wurst und Brot, auch Kuchen, Klotschen und Hanklich. Die Burschen tranken dazu einen Wein oder Glühwein, die Mädchen einen lieblichen Wein. Braut und Bräutigam wurden von der Jugendzeit mit Gesang und guten Wünschen verabschiedet.

Am Freitag hatten die Backfrauen noch immer Großeinsatz. Der „geschnittene Teig“ (die Suppennudeln), der unerläßlich für eine siebenbürgische Hochzeit ist, oder die mit viel Aufwand auf einer Spindel gedrehten originellen „Gurgelcher“, wurden zubereitet. Die Umzüge im Dorf wurden veranstaltet um zu zeigen, wieviel man gebacken hatte, denn es wurden Hanklich, Klotschen und Bialtschen ausgeteilt. Aber das wichtigste war, die „Gegenfreunde“, die künftige Verwandtschaft, in Augenschein zu nehmen. Da wurden volle Teller und der beste Wein gereicht. Am Abend erschien der Bräutigam mit dem Brautführer im Hause der Braut, um selber um sie zu werben. Ihnen und den anderen anwesenden Gästen wurde Hühnerbraten mit Brat, Essig- oder Salzgurken, Kuchen, Striezel und natürlich nur der beste Wein aufgetragen.

Der Samstag war auch der standesamtliche Trauungstag. In der Früh schon bekam man Bratensuppen, die Männer auch Tokana (Gulasch). Am späten Nachmittag gab es zu essen: Gefülltes und gekochtes Sauerkraut mit Stelzen und Karreefleisch. Dies wurde auch „Beasch-Kruit“ (Waldkraut) genannt. Das Mahl am Samstagabend: Rindsuppe (mit geschnittenen Teigfleckerln oder Reis eingekocht), Fleisch, Soße und Brot und warmgemachte Eier-, Rahm- und Grießhanklich. Zu Trinken gab es natürlich wieder Wein.

Im Hause der Braut wurden auch die Hochzeitsgaben überreicht – das sogenannte „Gaben“. Auch der Bräutigam war anwesend, denn er übergab die Brautschuhe und einen schön geschnitzten Spinnrocken mit daran gebundenem Hanf, in dem viele schöne Spindeln steckten, als Morgengabe einen schönen Rock für die junge Frau.

Der Sonntag galt als Hochzeitstag: Schon früh versammelte sich die Hochzeitsgesellschaft zum Kirchgang. Vom Haus des Bräutigams ging es zunächst ins Haus der Braut. Dort wurde si mit festgelegten , überlieferten Worten heraus gebeten („herausgekauft“). Anschließend führte der Brautführer die Braut, den Bräutigam und die Brautjungfrau zur Kirche. Nach der feierlichen Trauung führte der Bräutigam die Braut in sein Elternhaus, und auch hier erwarteten sie die Köchinnen mit einem guten und reichhaltigen Essen.

 

Das Essen am Hochzeitstag:

In der Früh: Saure Krautsuppe, gebratene Ripperln, Bratwurst und Brot.
Zu Mittag: Rindfleisch- und Hühnerfleischsuppe mit „Geschnittenem Teig“ oder „Gurgelchern“, Tomatensoße, Hühnerbraten, Brot, im Sommer Salat, im Winter Gurken oder Sauer Eingelegtes, Kuchen und Gebäck; in manchen Häusern wurden auch Spanferkel gebraten.
Am Abend: Kalbsbraten, Kartoffelpüree, Brot, rote Rüben- und Gurkensalat.Um 22.00 Uhr Abends: Grießknödelsuppe, Brot und warmen Hanklich, Klotschen und Nußstriezel.
Zu Trinken gab es natürlich immer nur den besten Wein!

Am Montag wurde die junge Frau in der Festtracht geschleiert gebockelt und von zwei geschleierten Frauen sowie den Hochzeitsgästen zur Kirche geleitet. Dort wurde sie vom Pfarrer gesegnet, auch wurde ihr der Platz in der Kirchenbank zugewiesen, den sie von nun an jeden Sonntag einnehmen würde. Von der Kirchentüre wurden die drei Frauen von der fröhlichen Hochzeitsgesellschaft nach Hause begleitet und mit gebratenem Fleisch und gedünstetem Sauerkraut bewirtet.

Am Dienstag wurde in der Regel der Hausrat der jungen Frau mit einem geschmückten Ochsen- oder Pferdegespann durch das Dorf gefahren und ins neue Heim gebracht. Ins neue Heim kamen die Nachbar und brachten kleine Geschenke mit: etwas Getreide, Hanf, Geschirr, Hand- oder Brottücher, lauter Dinge, um die Gründung des Hausstandes zu erleichtern. Man ghieß sie willkommen und wollte in Freud und Leid ein guter Ratgeber und Nachbar sein. Dafür wurden sie zu einem guten Essen eingeladen.

Das junge Paar ist durch die Hochzeit aus der Bruder- und Schwesternschaft ausgeschieden und wurde nun in die jeweilige Nachbarschaft einberufen, dazu gehörten etwa 10 Höfe.

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