Für die Jugend ist es mittlerweile zur Tradition geworden den Sommer zu nutzen um eine ausgedehnte Wanderung in den rumänischen Karpaten zu machen. Nachdem in den Vorjahren die Fogarascher Berge und das Retezat Gebirge besucht worden waren, führte die Reise heuer in Gegend um Kronstadt. Dabei wurden etliche Gipfel, Kämme, Hütten und Sehenswürdigekeiten im Königsteingebirge (rum.: Munții Piatra Craiului) und im Bucegi-Gebirge (rum. Munții Bucegi) besucht.

Das Abenteuer begann am Donnerstag, den 9. August, als sich unser Konvoi mit 3 PKWs und 15 BergsteigerInnen von Traun aus Richtung Rumänien losbewegte. Eine lange Autofahrt später erreichten wir die Stadt Rosenau (rum. Râșnov), wo uns der Stadtname im „Hollywoodstil“ geschrieben über den Hügeln der Stadt schon von weitem entgegenblickte. Hier bezogen wir auch unser Quartier, die Pension „Casa Saxonia“. Die Pension, die zur Saxiona-Stiftung gehört und modern eingerichtet ist, bildete unser Basislager für die kommenden 8 Tage.

Am Samstag Morgen wurde am lokalen Markt Proviant besorgt und kurze Zeit später ging die Reise in die Berge auch schon los. Ein Bus setzte uns am Fuße des Königsteingebirges ab. Der Zustieg führte uns durch eine atemberaubende Schlucht und einige unserer kletterbegeisterten Mitglieder konnten feststellen, dass sich das Königsteingebirge auch perfekt für Klettereien eignet. Nach einigen Stunden Gehzeit erreichten wir die Cabana Curmâtura, die für die nächsten Tage unser Lager sein sollte. Die Freude an der Bergwelt war allen anzusehen, auch wenn das Wetter sehr nass und nebelig war. Auf der Hütte konnte man sich gut aufwärmen und das ein oder andere Ursus genießen. Am Sonntag ging es dann auf den Hauptkamm des Gebirges. Eine bergsteigerisch anspruchsvolle Route brachte uns auf den ersten Gipfel, den Vârful Ascuțit (2136m). Dort steht eine Biwak-Blechhütte der Bergrettung, die wir zum Aufwärmen und für eine Jause nutzten. Leider machte das nasse Wetter die Wanderung über kompletten Kamm zu riskant, sodass wir wieder zur Curmâtura zurückkehrten. Montag Morgen hieß es schon wieder Abschied nehmen von der Hütte, wir marschierten nach einem Abschiedsfoto mit vollem Gepäck auf den „kleinen Königstein“. Diese Tour bot uns Einiges: zunächst mussten wir mehrere Kletterpassagen überwinden, die für einige von uns eine große Herausforderung darstellten. Dann führte uns ein ausgedehnter Marsch durch Latschenfelder und schließlich konnten wir am Gipfel des kleinen Königsteins einen unglaublichen Ausblick genießen, bei dem wir im Tal u.a. die Städte Zernen (rum.Zărnești), Rosenau und Neustadt (rum. Cristian) sehen konnten. Dann begann der Abstieg ins Tal und die Rückkehr ins Basislager nach Rosenau. Der Montag Abend wurde im nur wenige Kilometer entfernten Kronstadt verbracht. Dort wurde die Schwarze Kirche besucht und anschließend ein Abend im „Karpatenhirsch“ (rum. Cerbul Carpatin) mit großartiger Unterhaltung durch eine rumänischen Folkloregruppe verbracht.

Dienstag Morgen ging es abermals los in die Berge – diesmal ins Bucegi-Gebirge. Durch ganze Himbeer- und Brombeerfelder begannen wir unseren Aufstieg, der uns durch abwechslungsreiches Terrain in etwa 4 Stunden zur Cabana Mălăiesți brachte. Diese Hütte war äußerst komfortabel ausgestattet, der Ausblick durch das gesamte Tal stahl jedem Hollywood Film die Show und der Sonnenuntergang war atemberaubend. Jedoch standen uns – durch die unnatürliche lange Trockenperiode mit monatelanger Regenpause verstärkt – nur begrenzt Wasser und somit Waschmöglichkeiten zur Verfügung. In der sternenklaren Nacht nutzen wir die Gelegenheit in völliger Dunkelheit – nur durch unsere Stirnlampen bewaffnet – ein besonderes Foto zu schießen. Uns allen wird noch jahrelang in Erinnerung bleiben, wie wir zitternd vor Kälte mit unseren Stirnlampen das Wort Siebenbürgen ins Nichts malten. Gratulation hier an unsere Fotografen!  Die Bergtour am nächsten Tag führte uns über einen sehr steilen Anstieg und einen Kamm zu einem kleinen Gebirgssee. Ein Teil der Gruppe beschloss wegen schlechtem Wetter den Rückweg anzutreten, der Rest ließ sich aber durch Kälte und Nebel nicht entmutigen und erklomm den Vf. Scara (2422m). Der Weg zurück vom Gipfel zur Hütte erwieß sich als äußerst abenteuerlich über einen nicht befestigten Pfad. Unsere längste Tour sollte am nächsten Tag folgen. Bei schönstem Wetter starteten wir durch ein langes Gebirgstal hindurch, das schnell und stetig höher stieg bis zum höchsten Punkt des Bucegi Gebirges, dem Vf. Omu (2505m). Dort legten wir eine kurze Rast auf der Cabana Omu ein, wobei wir uns mit Suppe und warmen Schnaps stärkten. Nach einem Gipfelfoto begann der Abstieg zur Cabana Padina, unserem letzten Quartier am Berg. Nun besserte sich das Wetter und wir konnten in vollen Zügen die Sonne genießen. Die Wanderung am letzten Tag begann mit der Besichtigung des Höhlenkloster und der Höhle Ialomita – die Kultur am Berg war eine nette Abwechslung. Dann führte der Weg weiter zur Cabana Babele, wo sich auch die Bergstation der Seilbahn befindet. Dort herrschte enormer Tourismus, die Leute wurden von der „Sphinx“ und der „Babele“ angezogen. Dabei handelt sich um sehr interessante Felsformationen, die durch Winderosion entstanden sind. Ebenfalls ein Highlight auf über 2000 Meter Höhe: Baumstriezel, wie auch wir sie zubereiten. Nach der Talfahrt erreichten wir unsere Unterkunft „Casa Saxonia“ und konnten unsere Wanderschuhe für eine Zeit lang ruhen lassen.

Am Samstag Vormittag wurde noch die „Bauernburg Rosenau“ besichtigt. Sie wurde erst kürzlich restauriert und beherbergt zahlreiche Häuser, Stallungen und eine kleine Kirche. Das mittelalterliche Flair der Burg wird auch noch durch Schausteller verstärkt. Nach dem Besuch der Burg brachen wir zu unserem letzten Etappenziel, nach Temeschwar, auf. Bei einer Stadtführung erfuhren wir einiges über die Geschichte Temeschwars und bekamen den Domplatz, den Opernplatz und einige weitere Sehenswürdigkeiten zu Gesicht. Nach der Übernachtung in einem Hotel hieß es am Sonntag Vormittag endgültig „Abschied nehmen“ von Rumänien und die Heimreise nach Traun wurde angetreten.

Alles in Allem war es eine sehr gelungene Reise und eine wunderschöne Zeit, auf die wir stolz zurückblicken können. Immerhin haben wir 7 Tage auf den Bergen verbracht, jeden Tag zwischen 600 und 1500 Höhenmeter bewältigt und Distanzen zwischen 8 und 16 Kilometer zurückgelegt. Die Karpaten sind auf jeden Fall eine Reise wert.

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