Das Highlight des diesjährigen Sommerprogramms der Siebenbürger Jugend Traun war, wie auch schon im letzten Jahr, eine einwöchige Bergtour durch die rumänischen Karpaten. Dieses Jahr waren die Bedingungen etwas verschärft: Die meisten Nächte verbrachten wir in unseren mitgebrachten Zelten und auch den Großteil unserer Verpflegung schleppten wir selbst mit,während wir letztes Jahr nur auf Hütten übernachteten.
So traf sich am Freitag, den 5. August, eine Gruppe von 14 Personen, die aus TänzerInnen der Siebenbürger Jugend Traun und einem erfahrenen Bergsteiger bestand, am ev. Kirchenparkplatz in Traun.Alle waren mit Zelten, Verpflegung für 6 Tage und vielem sonstigem Equipment ausgestattet und so ging die Reise ins schöne Rumänien in 3 PKWs los.
Nach 12-stündiger Fahrt waren wir endlich bei unserer ersten Unterkunft, die unser Reiseorganisator Jürgen Wagner für uns ausgesucht hatte, angekommen. Bei Murar Viorel Bebe, kurz Bebe, schlugen wir zum ersten mal unsere Zelte auf, dort servierte man uns köstliche rumänische Gerichte und versorgte uns reichlich mit Getränken aller Art. Dort trafen wir auch das erste Mal auf unseren Bergführer Robert Gutt, der und uns die nächsten Tage sicher durch die Berge geleiten sollte. Bis spät in die Nacht hinein wurde der 70. Geburtstag unseres Bergfuchses Jürgen vorgefeiert, gesungen und gelacht, bis sich auch der letzte am Heuboden in seinen Schlafsack rollte.
Am Sonntag Vormittag packten wir unsere 7 Sachen und bestiegen nach dem ausgiebigen Frühstück den Bus, der uns in den Retezat-Nationalpark nach Cârnic zum Einstieg in unser Abenteuer brachte. Die bis zu 30 Kilogramm schweren Rucksäcke trieben uns schon auf den ersten Metern die Schweißperlen auf die Stirn, doch nachdem man sich an das Gewicht gewöhnt hatte, ging es stetigen Schrittes bergauf, bis wir endlich bei der ersten Hütte, der Cabana Pietrele unsere erste längere Rast einlegten. Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir unser Mittagessen und das ein oder andere Bier.
Frisch gestärkt traten wir den letzten Anstieg durch den Wald zur Cabana Genţiana an, in deren Schlaflager wir unsere erste Nacht verbringen sollten. Bei der Hütte angekommen schwärmten sogleich einige aus um die Gegend zu erkunden oder um geeignete Felsen zum „bouldern“ zu finden („bouldern“ nennt sich die Disziplin im Klettern, bei der man sich eine schwierige Kletterstelle in Absprunghöhe sucht und dann versucht, diese durchzuklettern). Als die Dunkelheit hereinbrach fanden wir uns in der Hütte zusammen, um beim Kartenspielen den ersten erfolgreichen Tag der Wanderung ausklingen zu lassen.
Am nächsten Tag stand eine Rundwanderung mit leichtem Gepäck an, da wir unsere schweren Rucksäcke mit Zelt und Verpflegung bei der Genţiana-Hütte lassen konnten. Zuerst ging es zum Lacul Pietrele und von dort aus querfeldein über einen Bergrücken zum Stânişoara See. Nach einer kurzen, aber intensiven Begegnung mit einer Pferdeherde begann der Anstieg zum Retezat-Gipfel (2482 m), dem Namensgeber des Nationalparks und des Gebirgszugs. Von dort aus wanderten wir am Kamm Richtung Norden zum Gipfel des Lolaia (2278 m). Durch Büsche und Latschen führte uns der Abstieg schließlich an einen Bach, der uns durch den Wald zur bekannten Pietrele Hütte leitete. Nach einer kleinen Stärkung kehrten wir zu unserem Ausgangspunkt, der Cabana Genţiana zurück. Dort nahmen einige ein erfrischendes Bad im nahegelegenen Gebirgsbach. Nachdem wir uns mit unseren Gaskochern Abendessen zubereitet hatten freuten wir uns schon auf unsere letzte Nacht im Schlaflager der sicheren Hütte.
Früh am Morgen des dritten Tages in den Bergen begann der abenteuerliche Teil unserer Wanderung. Wir packten wieder Schlafsack, Unterlage, Gewand, Gaskocher und Zelt in unsere Rucksäcke und starteten Richtung Pietrele See, den wir am Vortrag schon bewundern durften. Dort hielten wir für ein kurzes Frühstück und eine kurze Rast vor dem steilen Weg zum Curmâtura Bucurei, dem Bucura-Sattel, von wo aus man schon den Lacul Bucura betrachten konnte. Trotz des schweren Gepäcks schlugen sich alle Wanderer tapfer, so dass wir schon am frühen Nachmittag unsere Zelte am Bucura See, in der Nähe der Salvamont Hütte aufgestellt hatten. Wieder wurde ausgeschwärmt, Boulderfelsen gesucht und die Gegend erkundet. Schnell freundeten wir uns mit unserem Wohnort für die nächsten Tage an.
Am nächsten Morgen waren der See und die Zelte in eine dicke Nebelschicht gehüllt, sodass wir uns auf Vorschlag unseres Bergführers Robert dazu entschlossen, den Weg in wolkenfreiere Gebiete einzuschlagen. Dies erwies sich als hervorragende Entscheidung, schon nach wenigen Minuten wanderten wir im wärmenden Sonnenschein hinab zur Poiana Pelegii, über den Şaua Plaiul Mic und wieder hinab zur Cabana Buta, wo wir mit einem köstlichen Kotelett, Bier und Schokolade verwöhnt wurden. Einige nutzten die Zeit auch für ein entspannendes Schläfchen in der Sonne. Auch am Rückweg zum Bucura See war uns das Wetter großteils wohlgesonnen, nur am letzten Stück vor unserem Camp konnte uns der Regen überraschen.
In unseren Zelten kochten wir uns Abendessen und Tee, um uns warmzuhalten, und lauschten den Windböen, die über den See hinwegfegten. Die stürmische Nacht hielt uns lange wach und beutelte unsere Zelte ordentlich durch, doch auch dieses Abenteuer überlebten wir ohne Blessuren, ganz im Gegensatz zu einer Zeltstange.
Am Donnerstag morgen hatte sich das Wetter etwas gebessert, sodass wir gleich mit einer Gipfelrunde in den Tag starten konnten. Auf den höchsten Gipfel im Retezat, die Peleaga mit 2509 Metern Seehöhe folgten Bucura I (2433) und Bucura II (2378) und der Abstieg über die idyllischen Seen Florica, Viorica und Ana.
Wieder im Camp angekommen, beschlossen wir unser Lager einige hundert Höhenmeter nach unten, zur Cabana Pietrele, zu verlegen, um erstens einer weiteren stürmischen Nacht aus dem Weg zu gehen und zweitens uns den Abstieg zum Busparkplatz für den übernächsten Tag zu verkürzen. Gesagt, getan. Wir bauten unsere Zelte ab und stopften unsere Rucksäcke voll, die mittlerweile schon etwas leichter waren, nachdem wir schon einige Tage von unserer Verpflegung gezehrt hatten. Der Weg über die Curmâtura Bucurei, den Pietrele See und die Cabana Genţiana zur Pietrele Hütte verging wie im Flug. Die Zelte waren schnell aufgebaut, da wir mittlerweile schon Erfahrung hatten und jeder dem Anderen eine helfende Hand anbot.
Am folgenden Tag teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Die einen machten mit Robert, dem Bergführer, einen langen Marsch über den Lacul Galeşvorbei am schönen Valea Tapului auf den zweithöchsten Berg des Gebirges, die Păpuşa (2508 m). Die zweite Gruppe Wanderte gemütlich das Stanisoara Tal hinauf.Am Abend setzten wir uns in die Cabana Pietrele, genossen Suppen und clătite (Palatschinken gefüllt mit Marmelade) und stießen auf die schönen Tage an. Auch als Sperrstunde war, ließen wir uns nicht davon abhalten auf den Bänken vor der Hütte einige Ständchen zu geben, zu lachen und uns an der Gemeinschaft zu erfreuen.
Am Samstag Morgen war es an der Zeit, unser letztes Lager abzubrechen und den zweistündigen Weg hinab zur Cabana Cârnic anzutreten, wo wir bei Kaffee und Kuchen auf unseren Bus warteten, der uns schließlich zu Bebes Anwesen, dem Ausgangspunkt unserer Wanderung, zurückbrachte. Dort war schon ein vorzügliches Mittagessen für uns vorbereitet worden und wir durften die extra für uns aufgestellte Dusche im Garten benutzen.
Frisch gewaschen und mehr als satt verabschiedeten wir uns von Bebe und seiner Familie und schlugen den Weg nach Alzen ein, wohin wir von unserem Nachbarvater Dietmar Lindert auf desseb Hof eingeladen wurden. Im Garten des Nachbarvaters erzählten wir von unseren spannenden Erlebnissen in den Bergen und begaben uns schließlich auf den Sommerball, der bis in die Morgenstunden ging.
Sonntag Vormittag blieb in Alzen noch Zeit für einen Dorfrundgang, bei dem auch die Kirchenburg besichtigt wurde, bis uns Dietmar Lindert eigenhändig gebratenes Grillfleisch servierte. Schon bald nach dem Mittagessen mussten wir von Alzen Abschied nehmen, denn wir hatten eine lange Heimfahrt vor uns.
Am Montag, den 15. August um 08:00 Vormittags kamen wir wieder in Traun an. Somit gingen 10 anstrengende, aber sehr interessante und spannende Tage zu Ende. An dieser Stelle möchte ich mich bei Jürgen Wagner und Simon Engler für die Organisation dieses Ausfluges, bei Robert Gutt für die freundliche und zuverlässige Führung, und Nachbarvater Dietmar Lindert für seine Einladung nach Alzen herzlich bedanken.
Hoffentlich lässt sich so ein Abenteuer nächstes Jahr wiederholen!