Bericht von Nachbarmutter Irene Kastner:

„Der Knoifel Gust“ zu Gast in Traun

Bereits zum 8. Mal fand der „Siebenbürgische Kulturherbst“ in Oberösterreich statt und hat sich aus bescheidenen Anfängen ordentlich gemausert. Rund 15 bis 20 Veranstaltungen gibt es jetzt jährlich in fast allen in Oberösterreich noch existierenden Nachbarschaften bzw. Vereinen – Lesungen, Filme, Vorträge, Konzerte, Ausstellungen, Tanzveranstaltungen und sogar Kabarett und Theater: Für jeden Geschmack und jede Altersgruppe ist stets etwas dabei Wir Trauner machen da ebenfalls seit Anfang an gerne mit und wollten heuer mal was anderes ausprobieren – da kam uns die Anfrage für ein Theaterstück in siebenbürgisch-sächsischer Mundart sehr gelegen:

Gesagt, getan: Der „Knoifel Gust“ alias Helmuth Zink gab uns am 12. Oktober die Ehre! Das Schloss Traun samt wiederhergestelltem Wassergraben bot den würdigen Rahmen für einen unterhaltsamen Abend. Der 2003 eingeweihte, neu errichtete Schönbergsaal spielt technisch alle Stückerl punkto Akustik und Beleuchtung und so waren Helmut Zink und seine weiteren 7 Akteure vom Veranstaltungsort begeistert. Begeistert waren auch wir, also die genau 59 Besucherinnen und Besucher des Mundarttheaters, darunter Pfarrer i.R. Mag. Gerhard Grager, Dir.i.R. Karl Melzer (mit 95 Jahren der älteste im Publikum) sowie eine Abordnung der Siebenbürger Jugend: Begeistert vom liebevoll gestalteten Bühnenbild, von der aufschlussreichen Einführung durch Susanne Mai (schließlich hätte es ja sein können, dass nicht jeder die gesprochenen Dialekte versteht – daher die Einführung), vom unterhaltsamen Theaterstück und nicht zuletzt vom Witz und Können der Darstellerinnen und Darsteller. Es geht um einen kleinen Großschenker Gauner, der die Arbeit scheut und lieber Schnaps trinkt. In Almen gibt er sich mit einer gestohlenen Nähmaschine als Schneidermeister Knoifel Gust aus, ehe ihn die Vergangenheit einholt und er ins Kittchen wandert!

Helmuth Zink stammt wie sein Alter Ego „Knoifel Gust“ aus Großschenk und hat dieses humorvolle Stück verfasst. Sowohl er als auch die anderen Mitwirkenden beherrschen ihre Rollen und so war es kein Wunder, dass wir sehr viel lachten und es allen wirklich sehr, sehr gut gefiel! Die Darstellerinnen und Darstellen spielten jeweils in ihrer „Mutterspache“, also neben dem Schenker auch in Großscheuerner, Mediascher, Honigberger, Holzmengener und Neppendorfer Dialekt. Da sie wie zuvor vereinbart besonders deutlich artikulierten, verstand auch das mehrheitlich aus Nordsiebenbürgen stammende Publikum fast alles und überhaupt: In der Oper versteht man ja auch nicht immer alles?! Teilweise hätte man manch besonders komische Szene auch ganz ohne Worte verstanden…

Nach dem kräftigen und wohlverdienten Applaus baute die Theatergruppe noch ihr Bühnenbild ab und verstauten die Requisiten auch gleich auf dem Anhänger. Dann stießen sie wieder zu uns, denn im „Raum der Kunst“, in dem wir 9 Jahre lang von 2003 – 2010 unsere Tanzproben abhalten durften, gab es noch einen Umtrunk und einen kleinen Imbiss. Schön, dass fast das gesamte Publikum noch mitgekommen war. Wir freundeten uns mit unseren acht sehr sympathischen Gästen an und es gab regen Austausch – vorzugsweise of soksäsch, also in Mundart! Je später der Abend, desto lustiger wurde es – Michael Pfeiffer holte sein Akkordeon aus dem Auto und so wurde bald getanzt und gesungen, dass es eine Freude war! In Windeseile noch zusammen aufgeräumt und dann gingen wir kurz nach Mitternacht auseinander. Unsere neuen Freunde waren bei Gasteltern untergebracht und haben dort wohl auch noch eine Flasche Wein in gemütlicher Runde genossen.

Nach ausreichend Schlaf stand für unser Gäste ein spätes und ausgiebiges Frühstück auf dem Programm. Um 11.30 Uhr fanden sie sich beim Trauner Heimatmuseum im Steinhumergut ein, wo sie eine kleine Museumsführung von der Nachbarmutter erhielten und zum Schluss natürlich auch den Raum der Siebenbürger Nachbarschaft besichtigen. Dann hieß es Abschied nehmen. Nochmals herzlichen Dank an Helmuth Zink, den Verfasser und Hauptdarsteller sowie Nachbarvater der Nachbarschaft Gäuboden, an seine Gattin (und Souffleuse) Karin und an die weiteren sechs aus dem Raum Regensburg stammenden Darstellerinnen und Darsteller.

Sie kamen als Fremde und gingen als Freunde: Wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen und bleiben in Verbindung!

 

Irene Kastner

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