Bericht von Irene Kastner
Siebenbürgenreise
Die Aufregung war seit Wochen, nein Monaten groß in Traun und Umgebung: Jetzt fand es also endlich statt, das große Treffen in Hermannstadt – den Anlass bildete 500 Jahre Reformation. Nachbarvater Dietmar Lindert hatte schon im Vorjahr (!) Hotelbetten reserviert, denn wir – „Die Lustigen Adjuvanten“, die Trachtenkapelle Traun „Siebenbürger“, die Siebenbürger Jugend Traun, die „Alte Jugend“ sowie Mitglieder der Nachbarschaft nahmen mit ca. 120 Personen daran teil und für so viele Personen Quartier zu bekommen ist gar nicht so einfach.
Am Donnerstag, den 3.August fuhr der Bus mit Trachtenkapelle und Jugend bereits um 15 h los, der zweite mit den Adjuvanten und den restlichen Teilnehmern folgte später um 18 h. Für den ersten Bus ging nämlich am Freitag gleich das Programm los: Nach Zimmereinteilung und Frühstück hieß es bereits die Tracht anlegen und Instumente auspacken, denn Trachtenkapelle und Jugend wirkten beim Kulturprogramm – Freitag war der Tag der Jugend – mit. Der zweite Bus kam am späten Vormittag an und stärkte sich erst mit einer heißen Ciorba und einem kalten Bier im „La Sepp“ in Neppendorf. Viele fuhren dann anstelle einer Ruhepause gleich ins Zentrum, um unsere Akteure zu begrüßen, sprich Trachtenkapelle und Jugend. Ihnen und den vielen anderen und Musikkapellen bei ihren Darbietungen zuzusehen und zuzuhören war Augen- und Ohrenschmaus. Am Samstag nahmen wir beim Festzug teil, der von den „Lustigen Adjuvanten“ angeführt wurde und äußerst beeindruckend war: So viele Gruppen, so viele wunderschöne Trachten und vor allem – so viele Menschen! Hermannstadt brodelte nicht nur wegen der Hitze fast über – man spricht von insgesamt ca. 17.000 Teilnehmern, davon 12.000 aus der BRD: Höhepunkt des Samstags waren nach dem Festzug der Auftanz, das Platzkonzert der Kapellen am Großen Ring und bei den folgenden Festansprachen ganz klar die Rede des rumänischen Präsidenten Klaus Johannis.
Trachtenkapelle, Adjuvanten und Alte Jugend absolvierten am Samstag Auftritte. Alles war sehr gut organisiert, denn so viele Menschen unterzubringen und zu verköstigen war keine Kleinigkeit. Wer der Hitze entfliehen wollte, tat sich zwar sehr schwer – aber es gab schon ein paar schattige Plätze, z.B. am Huet-Platz, wo die Kapellen an diesen drei Tagen abwechselnd musizierten, oder im Graben beim Dicken Turm.
Am Sonntag fuhren beide Busse nach Alzen. Die Trachtenkapelle und die Adjuvanten marschierten jeweils durchs Dorf und erfreuten die Bevölkerung mit Märschen – natürlich war eine Station der Hof von Hans und Ute Tekeser, welche große Fans der Adjuvanten sind. Dann vereinigten sich beide Kapellen vor dem Hof von Nachbarvater Dietmar Lindert und spielten den beiden Geburtstagskindern Gabi und Helga ein Ständchen. Nun wurde erst einmal auf dem Hof bei einer guten Jause Geburtstag gefeiert- nochmals herzlichen Dank an Gabi und Helga!. Danach nahmen wir am Burgfest teil. Nach dem feierlichen Gottesdienst und dem Kulturprogramm mit Liedern, Ansprachen und Tanzvorführungen spielten Trachtenkapelle und Adjuvanten nacheinander zum Tanz auf. Dort unter den großen Bäumen war es herrlich schattig und es herrschte – auch dank der Menschen in Alzen – eine wundervolle und entspannte Atmosphäre.
Am Montag hatte die Hitze kurz Pause, denn es gab starken Platzregen. Nicht auszudenken, wenn das am Sonntag passiert wäre – das wäre eine Katastrophe gewesen. Da das Treffen aber unter einem guten Stern stand, kamen die Regenschauer am Tag danach und nach dieser willkommenen Abkühlung besserte sich das Wetter rasch wieder. Die Trachtenkapelle Traun absolvierte ein sehr gutbesuchtes Konzert im Teutsch-Haus. Ein Teil der Reisegesellschaft fuhr hingegen mit dem Bus nach Alzen, denn dort fand der Ball statt – die letzten kamen erst gegen vier Uhr morgens wieder mit dem Taxi in Neppendorf an.
Am Dienstag fuhren beide Busse nach Schäßburg. Das Besteigen des Turms und eine Stadtführung standen auf dem Programm, während die Lustigen Adjuvanten im Pfarrhof und auf dem Marktplatz Platzkonzerte abhielten. Viele TeilnehmerInnen, vor allem die jüngeren Mitglieder der Trachtenkapelle, haben keine siebenbürgischen Wurzeln oder waren zum ersten Mal in Siebenbürgen. Nach den Strapazen der letzten Tage mit den vielen Auftritten und der großen Hitze bildete der Ausflug in die mittelalterliche Stadt einen schönen und entspannten Abschluss der Reise. Bei einem gemeinsamen Abschlussabend in Neppendorf tauschten wir uns mit den jungen MusikerInnen aus – am nächsten Morgen fuhr der erste Bus mit Jugend und Trachtenkapelle wieder Richtung Heimat.
Es war Mittwoch und somit der Tag des Roder Treffens. „Die Lustigen Adjuvanten“ umrahmten den feierlichen Gottesdienst, die Andacht auf dem Friedhof und spielten dann im schönen Pfarrhof zur Unterhaltung auf. Einige Reiseteilnehmer waren zum ersten Mal da und konnten sich nun ihr eigenes Bild zum bisher Gehörten machen, denn in Traun haben viele Mitglieder der Nachbarschaft ihre Wurzeln in Rode! Manche davon wurden – auch ich, ich geb´s zu! -desto nervöser, je näher der Bus durch die liebliche Landschaft dem Ziel kam. Nach einem entspannten Tag im Weinland bei diesem eher kleinen, beschaulichen Treffen stand der letzte Tag der Reise bevor.
Das Schönauer Rinnenfest war vorher nicht allen Mitreisenden bekannt, das änderte sich am Donnerstag. Wir wurden in Schönau freundlich willkommen geheißen und erhielten nun einen Crashkurs. Wir duften die Mädchen und Burschen beim Kranzbinden und Schmücken der Wägen beobachten, die Kirchenburg besichtigen, Wein im liebevoll gepflegten Schauweingarten verkosten und lagen zur Probe im original nachgebauten Weinberghüter-Häuschen. Wir wurden fürstlich mit einer Kalbs-Tókana bewirtet, die Adjuvanten lieferten die Musik zum Mittagstisch. Nun waren die beiden Rinnenwägen endlich fertig geschmückt und bereit zur Ausfahrt. Sie wurden von jeweils 2 Pferden und 2 stattlichen Ochsen durch das Dorf gezogen und fleißig mit Wasser bespritzt, eher kübelweise beschüttet! Die Burschen im Inneren der Wägen sangen aber unbeirrt die überlieferten Lieder weiter. Es war ein wirklich schönes Erlebnis, diesen Brauch hautnah mitzuerleben. Wahrhaft fürstlich ging es auch im Bethlen-Schloss in Kokelburg zu: Wir wurden vom jetzigen Schlossbesitzer, gleichzeitig Inhaber des weltweit bekannten Weingutes in Seiden/Jidvei, zu einer Weinverkostung und Jause eingeladen. Es ist Ironie des Schicksals, dass manche unserer Vorfahren– so auch meine – für die Familie Bethlen Frondienst leisten mussten – und nun, etliche Generationen später, gibt es diese Familie der Grundherren nicht mehr: Aber wir Nachkommen der einstigen Leibeigenen saßen nun im Schloss und ließen uns dort den Seidener Wein schmecken! Nach zwei vergnüglichen Stunden im Keller besichtigten wir den Betrieb in Seiden/Jidvei, einen der größten und modernsten Europas und äußerst beeindruckend, Dann fuhren wird nach Schönau zurück, wo die Adjuvanten zum Tanz aufspielten, und verlebten noch einen schönen Abend. Herzlichen Dank an Hans Gärtner und die HOG Schönau für diesen unvergesslichen Tag!
Der Freitag war ein Tag zur freien Verfügung und wir ließen ihn wieder mit einem gemeinsamen, gemütlichen Beisammensein ausklingen. Zeitig mm nächsten Morgen reisten wir ab. Hinter uns lagen heiße und vor allem für die Musiker sehr anstrengende Tage, denn die hatten in Hermannstadt, Alzen, Schäßburg, Rode und Schönau Auftritte absolviert, die Tanzgruppen in Hermannstadt und Alzen. Ein großes Dankeschön den Aktiven für ihre Leistung, aber auch allen anderen TeilnehmerInnen der Reise: Vor allem für ihr Verständnis, war es doch in erster Linie eine Auftrittsreise und kein „normaler“ Urlaub.
Wir blicken zurück auf wundervolle Erlebnisse, an die wir uns gerne zurückerinnern werden. Einige TeilnehmerInne war das erste Mal mit uns mit und haben sich bestens eingefügt – und wir haben sie alle gleich ins Herz geschlossen!. Dank auch an die HOG Alzen, die HOG Rode sowie vor allem an Dietmar Lindert, der für uns diese unvergesslichen Tage organisiert hat.
KI
Sachsentreffen in Hermannstadt
3. November 2017, Autor: Dietmar Lindert
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