Wenn man an Bayern denkt, fällt vielen sicher zuerst einmal „Oktoberfest“ ein. Bei den Trauner Siebenbürgern könnte es aber sein, dass sie zuerst „Passauer Maidult“ sagen. Denn bereits seit vielen Jahren machen sich die Trauner Sachsen am letzten Sonntag im April auf nach Passau, wo der zweitgrößte Trachtenumzug Deutschlands – nach dem Münchner „Wiesn“ Aufmarsch- mit rund 3000 Teilnehmern stattfindet. Dieses Jahr gab es noch dazu eine Premiere, da die Jugend & Alte Jugend gemeinsam mit der Trachtenkapelle und dem Trauner Heimat und Trachtenverein am Umzug teilnahm. An die 90 Trauner Teilnehmer waren also gestellt, von Junior Tobias Gandler bis zu Routiniers wie Hermann Kopes oder Georg Gabber. Wir bestiegen also zwei große Busse der Firma Welser, und brachen bei strahlendem Sonnenschein in Traun auf. Die Wettervorhersage für diesen Sonntag war allerdings wechselhaft, also hofften alle, dass der Aufmarsch trocken über die Bühne , respektive das Kopfsteinpflaster, gehen würde. Als wir aber ins Innviertel kamen, verdunkelte sich der Himmel bereits bedrohlich. Scheinbar hatte der urbayrische Engel Aloysius aber bei Petrus ein gutes Wort eingelegt, nach dem Motto „Schau Spezi, da hast a Maß, aber lass ja in Passau die Sunn scheina, sunst fangst a poar!“
Jedenfalls schien in Bayern wieder die Sonne, worauf man somit bereits im Bus mit ein paar Bierchen anstoßen konnte , die Geburtstagskind Roland Harrer gespendet hatte. Schließlich wußte man ja nicht, ob man auf einem bayrischen Zeltfest auch noch ein Bier bekommen würde…
Am Busparkplatz angekommen, parkten wir dann unsere Gefährte neben Abordnungen aus Bulgarien, Tschechien, Ungarn, Frankreich oder sogar aus England. Beim englischen Bus dachten wir ja anfangs, es würde sich um Touristen handeln, die zum Zuschauen gekommen waren, aber dazu später.
Nach Adjustierung der Musiker und Schmücken der Fahnen ging es zur Aufstellung am Domplatz, wo uns die Organisatoren dem Zug 7 zugeteilt hatten, schließlich waren wir ja die 7Bürger. Dort wuselte es bereits vor zahlreichen Trachtenträgern und Schützen, und wer sich jetzt wundert, warum wir von denen die Sternzeichen kannten – gemeint sind die Burschen mit den Feuerwaffen! Als wir einen von diesen scherzhaft aufforderten, er solle doch mal einen Schuss abfeuern, erwiderte dieser ganz geknickt „Jo mei, des derfst ja do leider net!“ Aber bald war seine Betrübtheit verflogen, als nämlich der Aufmarsch losging. Von zahlreichen winkenden Zuschauern beklatscht, marschierte der Umzug durch die malerische Passauer Altstadt, begleitet von den Klängen der Trachtenkapellen, und auch unsere Trauner Musiker sorgten für tüchtigen Schwung beim Marschieren! Weiter ging es entlang der Donau, wo auf die vom Wandern bereits etwas ausgedörrten Teilnehmer Labstationen warteten, wie man sie vom Marathon kennt. Nur gibt es halt in Bayern statt Wasser edlen Gerstensaft, da marschiert es sich gleich noch ein bißchen lockerer. Allerdings löste sich kurzfristig auch die Marschordnung etwas auf, weil so viele ausschwärmten zum Bier holen.
Am Gegenzug neben der Donau trafen wir dann auch die Passagiere des vorhin erwähnten englischen Busses. Und siehe da, es waren keine Zuschauer, sondern wirklich eine Abordnung englischer Trachtenträger, mit einheitlichen blauen Dirndlkleidern! Vom Anblick dieser Kombination überrascht, gab es bei uns fast einen „Auffahrunfall“, weil man vor lauter Schauen gleich auf den Vordermann auflief. Aber auch den anderen internationalen Teilnehmern wurde natürlich unsererseits freundlich zugewinkt. So mancher Zuschauer fragte uns auch „Woher kommt ihr denn?“ Wenn man dann sagte „aus Traun“ glaubten manche , es handle sich um die Trauner Tracht, sagte man „aus Siebenbürgen“ meinten andere „Dafür sprechts aber gut Deutsch. Und so einen weiten Weg habt ihr auf euch genommen!“ Tja, zumindest gute 4km Aufmarsch in Passau brachten wir locker hinter uns, und nach Passieren der Ehrentribüne ging es dann schnurstracks zu den Shuttle Bussen, die uns zum eigentlichen Festgelände der Maidult brachten. Dort hatten wir in weiser Voraussicht im gut 6000 Sitzplätze fassenden Dultstadel reserviert, denn zum Mittagessen war dieser dann fast bis zum letzten Platz gefüllt. Nachdem man sich die Bäuche mit Grillhendln, Brezn oder bayrischem Käse vollgeschlagen hatte, machten sich dann speziell die jüngeren Teilnehmer auf zum Erkunden des Vergnügungsparks, während die „Eingesessenen“ den Klängen der Festkapelle lauschten, die gefühlte 50mal „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ anstimmte. Zumindest konnten dann zum Schluss alle den Text!
Getreu dem Motto die Veranstaltung „mit Maß und Ziel“ zu besuchen, nahmen die einen somit Ziel beim Dosenwerfen, während die anderen die eine oder andere Maß zu sich nahmen. Im Vergleich zu Münchner Verhältnissen war die Maß Bier mit € 7,80 eigentlich preislich auch noch akzeptabel. Gegen 15h hieß es dann schließlich Aufbrechen, wobei es der eine oder andere sicher noch ein bißchen ausgehalten hätte. Speziell unsere Kellnerin war sicher etwas traurig, dass wir sie schon verlassen mussten.
Aber alles hat einmal ein Ende – außer bekanntlich der Wurst, aber die wurde in Passau ja auch gebraten – und weil ja einige auch schon müde waren, machten wir uns schließlich auf den Heimweg. Um ein nettes Erlebnis reicher, und in dem Bewußtsein, dass wir mit unserer starken Abordnung einen tollen Eindruck hinterlassen hatten, stießen wir im Bus ein letztes mal an, und dann hieß es „Servus Passau!“
Fotos: Jürgen Stefani, Helga König und Ilona Gandler