Nachbarschaftsausflug – Langenlois 2016

Bericht von Nachbarmutter Irene Kastner

54 bestens gelaunte Nachbarschaftsmitglieder bestiegen am 1. Oktober kurz vor halb Acht den Autobus der Firma Platzl, der uns Richtung Wachau brachte. Nachbarvater Dietmar Lindert und Kassier Gottfried Roth, nebenbei noch oberster Schnapsbrennmeister der Nachbarschaft, sorgten nach der Begrüßung an Bord mit einer Auswahl an Hochprozentigem allfälligen Magenschmerzen vor.

Auf einem Autobahnparkplatz wurde das bereits traditionelle Frühstück eingenommen – Nachbarmutter Irene Kastner hatte wieder reichlich Kaffee, Germstriezel und ihre berühmte Klotsch (Breite Klotsch aus Kallesdorf nach Rezept aus unserem Kochbuch) eingepackt.

Gestärkt fuhren wir zügig weiter, über die Donau ging es in die Wachau und schon bald waren wir in unserem Zielort Langenlois angelangt. Aufgeteilt in 2 Gruppen erkundeten wir die schöne kleine Stadt mithilfe der beiden Reiseleiter, die uns Interessantes und Spannendes aus der Geschichte des Ortes erzählten. In Langenlois ist es momentan allerdings gerade nicht sehr beschaulich – jetzt im Herbst zur Lesezeit herrscht Hochbetrieb. Fast im Minutentakt brausten die Winzer mit ihren mit Trauben beladenen Traktoren und Anhängern durch den Ort und das in einem Höllentempo. Langenlois wurde 1081 erstmal urkundlich erwähnt, 1310 zum Markt und 1925 zur Stadt erhoben und umfasst mehrere Ortsteile insgesamt fast 7700 Einwohnern, darunter so bekannte wie Zöbing, Schiltern und Gobelsberg. Langenlois selbst entstand aus zwei Siedlungen, dem „Oberen Aigen“ mit den Hauer(=Winzer)häusern und dem „Unteren Aigen“ im Zentrum, wo wohlhabenden Bürger und Gewerbetreibenden in der Renaissance ihre Häuser errichteten. Beide „AIgen“ hatten auch ihre eigene Kirche und wurden um 1430 vereinigt. Eine weitere Blütezeit war zur Zeiten von Karl VI., dem Vater von Maria Theresia. Langenlois selbst hat nur ca. 4800 Einwohner ist eine schöne kleine Stadt mit Flair. Und es ist als größte Weinbau treibende Stadt Österreichs auch unsere Wein-Hauptstadt, was sich auf Schritt und Tritt bemerkbar macht.

Deshalb wurde der Nachmittag nach einem köstlichen Mittagessen im Langenloiser Hof dem „Loisium“ gewidmet, einer Kombination aus Wellnesshotel inmitten der Weingärten, Vinothek und Museum. Bei einer Führung tauchten wir tief in die Welt des Weines und ins 900 Jahre alte Kellerlabyrinth ein. Zum Abschluss bekamen wir noch eine Kostprobe serviert.

Nun brachte uns der Bus zum Barockschloss Haindorf, unserem Nachtquartier. Das Schloss befindet sich im Besitz des Landes Niederösterreich und wurde umfasst renoviert. Seit 1996 werden vor dem Schloss im Rahmen von Sommerfestspielen auch Operetten aufgeführt. Die NÖ. Landesinnung des Baugewerbes betreibt hier eine Bauakademie mit angeschlossenen Seminarhotel und bei einem Rundgang durch den weitläufigen Park kann man dort einige Werke des Lehrbauhofes bewundern.

Es blieb nun genügend Zeit für „Augenpflege“, Nickerchen, einen Spaziergang oder gar für ein Glas Wein im Café am Schlossteich, um die letzten Sonnenstrahlen dieses sonnigen und warmen Tages zu genießen. Kurz nach 18 Uhr fuhren wir mit dem Bus wieder ins Zentrum und spazierten von dort gemütlich die bekannteste Kellergasse hinauf zum „Schmid am Sauberg“, unserem Abendessen entgegen. Dort ist im alten Presshaus einer der Top-Heurigen von Langenlos untergebracht und die appetitliche angerichtete Weinhauerjause war im Nu vertilgt! Nun packte Dr. Misch sein Akkordeon aus und die Stimmung steigerte sich dank der Animateure aus der Alten Jugend von Minute zu Minute – so sehr, dass Spaziergänger auf dem Rückweg extra bei unserem Heurigen ihre Trinkpausen einlegten, um dem bunten Treiben im Presshaus folgen zu können! Ja, manche wollten gar nicht mehr weiterziehen und hielten uns gar für einen Chor – sehr schmeichelhaft, denn wir sangen zwar stets voller Inbrunst und Begeisterung, aber meist ganz und gar nicht chorreif.

Also hat sich das Sprichwort, dass Motten vom Licht angezogen werden, bewahrheitet – was soll ich sagen? Das Licht, das sind wir! Bekanntlich soll man gehen, wenn es am schönsten ist: Das taten wir und fast der ganze Bus feierte in der Bar beim Schloss Hainfeld bis nach Mitternacht weiter – wie wir es gewohnt sind: Mit Gesang, Tanz und dazu Akkordeonbegleitung von unserem Dr. Misch.

Nach der Nachtruhe genossen wir ein gutes Frühstück und fuhren nach Schiltern zur Arche Noah, die dort den Schlosspark gepachtet hat und bewirtschaftet. Die „Arche Noah“, gegründet 1989, ist ein Verein, der sich der Erhaltung und Weiterentwicklung der Kulturpflanzenvielfalt verschrieben hat. Seit dem Jahr 1900 ist die Vielfalt an Sorten, ob bei Obst, Getreide oder Gemüse, durch die Industrialisierung um rund 75 % zurückgegangen. Gentechnik, Klimawandel und weltweit agierende Saatgutkonzerne, die mit einer aggressiven Vermarktungspolitik, welche die Abnehmer und Bauern weltweit in (zum Teil völlige) Abhängigkeit zwingt, tun das ihre dazu. Zum Glück gibt es eine Gegenbewegung zu dieser Gleichmacherei und Rückbesinnung auf die alten und standortgerechten Pflanzen. Hier ist die Arche Noah weit über die Landesgrenzen hinaus einer der wichtigsten Vorreiter. Eine Gurke oder Tomate von einer altbewährten Sorte, gereift in aller Ruhe, schmeckt halt doch tausendmal besser als die künstliche Verwandte aus Holland, die in Nährlösung gewachsen ist und noch nie einen Sonnenstrahl gesehen hat. Ober besser als ihre Cousine aus Südspanien,  wegen der ganze Landstriche quasi austrocknen und für deren Anbau und Ernte Einwanderer aus Nordafrika fast wie Sklaven in slumähnlichen Siedlungen gehalten werden: Wir Konsumenten haben die Wahl! Aufgeteilt in zwei Gruppen, erhielten wir eine umfassende Einführung in die Welt der Arche Noah und vor allem in ihr Leitbild und ihre Arbeitsweise. Die herrlichen und rein biologisch bewirtschafteten Beete lösten bei uns als Hobbygärtnern Entzücken aus:  Mangold mit kräftigen bunten Stielen, Kürbisse in allen möglichen Farben, Pfefferoni und Paprika in leuchtenden Stielen und erst die Paradeiser an hohen Rankgerüsten, alle prall und gesund und das ganz ohne Chemie…. Es gab noch viel mehr zu entdecken auf diese herrlichen Gelände. Nach der interessanten Führung blieb ausreichend Zeit zur Erkundung auf eigene Faust. Da genau jetzt am 2. Oktober der „Obst-Festtag“ abgehalten wurde, gab es auch Stände mit Likören, Schnäpsen, Mehlspeisen, Marmeladen und Chutneys, alte Apfelsorten konnten verkostet werden und und und. Im Laden kauften wir eifrig biologisch hergestelltes Saatgut von altbewährten Sorten ein – wir sollten im Frühjahr dann in Traun vielleicht eine eigene Tauschbörse für Paradeiserpflanzen & CO einrichten!

Wir verabschiedeten uns von der Arche Noah und fuhren in einen anderen Ortsteil von Langenlois, nämlich nach Gobelsburg, ebenfalls bekannt als Adresse edler Weine und nahmen hier beim Heurigen „Cobaneshof“ ein feines Mittagessen ein. Der Wein der Region ist der Grüne Veltliner und er durfte auch heute nicht fehlen. Satt und zufrieden ging es weiter zur letzten Station der Reise. Da noch etwas Zeit blieb, verteilten wir zunächst den restlichen Striezel vom Vortag als Nachspeise. Die folgende rund einstündige Fahrt mit dem Bummelzug durch die Bezirkshauptstadt Krems bleibt uns nicht zuletzt durch den launigen Lokführer in bester Erinnerung – er klärte uns über Krems, seine bedeutenden Kirchen und andere historische Stätten mit viel Humor auf! Und Krems hat ja viel mehr zu bieten als nur die Strafanstalt Stein, wo die ganz schweren Buben einsitzen – es ist durchaus einen weiteren Besuch wert.

Um 18 h stiegen wir in Traun wohlbehalten aus dem Bus und freuen uns schon aufs nächste Mal! Herzlichen Dank an Gabriele Kopes, die diesen tollen Ausflug organisiert hat!

Bildnachweis: Fotos Helga König

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