I wanna be in America!

Kulturaustausch USA-Kanada 2023, Bericht von Carina Hofmann

 

Endlich! Endlich war es so weit. Nach etlichen Verschiebungen und langem Warten stand der Plan fest: Im Juli 2023 sollte endlich der Kulturaustausch der Siebenbürger-Sachsen mit den USA und Kanada stattfinden und die Siebenbürger Nachbarschaft Traun bekam die Möglichkeit an dieser besonderen Reise teilzunehmen.

Die organisatorischen Vorbereitungen für die Reise startetet bereits im Herbst 2022, um uns und vor allem auch unsere Instrumente sicher nach Übersee zu schaffen. Ein Zusammenschluss von Musiker:innen der Trachtenkapelle Traun Siebenbürger und den Lustigen Adjuvanten formte das Blasorchester für diese Auftrittsreise. Die Tanzgruppe hingegen, bildete sich aus Tänzerinnen und Tänzer der Siebenbürger Jugend Traun, die kräftig von Mitglieder:innen der „Alten Jugend“ Traun unterstützt wurden. Alle zusammen wollten sich bestmöglich auf die vielen Auftritte vorbereiten und widmeten daher seit dem Frühjahr 2023 jede Probenminute dieser Reise. Es wurden viele neue Stücke geprobt und verschiedene Tänze gelernt und perfektioniert.

Am Donnerstag, den 6. Juli war es dann schließlich so weit. Bereits um 6 Uhr Früh startete unser Flieger von Linz nach Frankfurt, wo wir dann fünf Stunden auf den Anschlussflug nach Toronto warten mussten. Die einen nutzten diese Zeit für ein kleines Schläfchen, die anderen machten bereits das Wirtshaus im Duty-Free unsicher, denn für ein Bier ist es nie zu früh. Nach einem achtstündigen Flug kamen wir endlich in Toronto an wo bereits ein Reisebus auf uns wartete. Gemeinsam mit John Werner fuhren wir zu unserem ersten Stopp, der Saxonia Hall in Kitchener. Unsere Gasteltern und weitere Mitglieder der Siebenbürgergruppe in Kitchener begrüßten uns freudig mit Blasmusik, frischen Pizzen und netten Gesprächen. Nach diesem anstrengenden Tag, der für uns über 24 Stunden lang war, fielen wir alsdann müde in unsere Betten. Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg zum Heimattag in die USA. Beim Stopp im Duty-Free wurde der „Nackenhörnchen-Stand“ leergekauft, um es im Bus etwas bequemer zu haben. An der Grenze Kanada-USA wurden wir gründlich befragt, was ein solcher Trupp von fast 40 Siebenbürgern aus Österreich bloß in den USA anstellen will. Doch mit unserem Charm und Esprit konnten wir jeden Beamten überzeugen, dass wir lediglich eine Auftrittsreise geplant haben. Aufgrund unseres fast akzentfreien Englisch wurde dann aber oft der „Dancing-Trip“ zum „Dancing-Festival“ und schlussendlich zum „Drinking-Festival“. Naja, ganz so unrecht hatten sie ja nicht. 

Nach der sechsstündigen Busfahrt erreichten wir New Castle in Pennsylvania. Den Abend verbrachten wir gemeinsam mit der Siebenbürgergruppe aus New Castle und den Gruppen aus Aylmer und Kitchener, die ebenso aus Kanada angereist waren. Bei Blasmusik, appetitlichem Essen und netten Gesprächen ließen wir den Abend gemütlich ausklingen. Am nächsten Tag, am Samstag, 8. Juli 2023 fand der diesjährige Heimattag der USA in New Castle statt. Programmpunkte wie der Gottesdienst am Vormittag, diverse Auftritte von heimischen Chören und die Auftritte der Tanzgruppen von New Castle, Aylmer und Kitchener füllten den Tag. Wir durften als letzte Darbietung des Abends die Leute mit unserem Tanzauftritt und unser musikalisches Programm begeistern.

Am Sonntag in der Früh ging es für uns wieder weiter. Die neue Destination war Youngstown, wo die Mitglieder des Transsilvanien-Clubs vor Ort ein Sommerfest für uns vorbereitet hatten. Diesen Tag, ohne offiziellen Auftritt, verbrachten wir mit diversen Spielen, Sportaktivitäten und kreativen Tätigkeiten. Sogar eine kurze Tanzprobe fand einen Platz im Tages-Programm. Nach dem Beziehen des Hotels am Nachmittag, überraschten wir die Youngstown Gruppe mit einem spontanen Aufmarsch mit Musik und einer legeren Tanzeinlage nach dem Essen. Ein kleines Ensemble unserer Musiker sorgte anschließend für gute Stimmung und Tanzmusik. Eine Frage blieb seit damals bis heut leider noch sungeklärt: Warum haben wir in unserem Proberaum in Traun nicht auch so eine gemütliche Bar mit Lounge?

Bevor wir am nächsten Morgen unsere Weitereise antraten, wurden wir mit einer persönlichen Sightseeing-Tour durch Youngstown von einem unserer Gastgeber überrascht. Er erzählte uns von der Stadt, die früher von der Stahlindustrie lebte und zeigte uns die vielen nun leerstehenden Häuser der wohlhabenden Familien, die mittlerweile alle aufgrund der schlechten Wirtschaftslage weggezogen sind. Nach dieser spannenden Tour ging es für uns weiter nach Cleveland, wo wir am selben Abend noch unseren Auftritt absolvieren durften.

Der Dienstag startete mit einer Busfahrt zum See Ontario, einer der fünf Great Lakes in Nord Amerika. Zugegeben, dieser See war so unglaublich groß, dass wir fast glaubten, vor einem Meer zu stehen. Wir schossen ein paar Fotos vom bekannten Cleveland-Schriftzug und tauchten unsere Zehen in das kühle Wasser. Anschließend ging es für uns weiter in die Stadt zum Hafen. Dort wartete bereites ein Boot auf uns, mit dem wir eine Bootstour auf dem „Cuyahoga River“, der durch die Stadt fließt, machten. Den Abend durften wir bei einer Grill-Party behaglich genießen. Wir wurden mit selbst gemachten Pizzen und Burger verköstigt, konnten uns in Pool abkühlen, lustige Spiele spielen und das ein oder andere teure Auto der Familie bewundern. Was an diesem Abend auch nicht zu kurz kam, war der 16. Geburtstag von unserem neusten Jugend-Mitglied Lukas Engler – Herzlichen Glückwunsch noch einmal nachträglich.

Am folgenden Tag durften wir die „Rock & Roll Hall of Fame“ in der Stadt besuchen und die ausgestellten Gitarren, Kleidungsstücke, Liedtexte und viele interessante Fakten zu bekannten Rock-Ikonen bewundern. Anschließend ging es weiter nach Salem. Dort absolvierten wir einen Auftritt in einer besonders schönen Halle, die uns mit ihrem Scheunen-Flare in Erinnerung bleiben wird.

Nach dem Aufenthalt in Salem ging es auch schon zu unserem letzten Stopp in den USA: Detroit. Am Abend konnten wir viele Menschen mit unseren Tänzen und unseren Musikstücken begeistern. Der Donnerstag bestand aus einer kurzen Bustour durch die Stadt Detroit und der Weiterreise nach Aylmer in Kanada. An der Grenze wurde natürlich wieder das ein oder andere Mitbringsel im Duty-Free ergattert.

In Aylmer warteten bereits unsere Gasteltern auf uns. Als Willkommensgeschenk erhielten wir alle ein Siebenbürger-T-Shirt und einen Anstecker der Aylmer-Gruppe. Nach dem kurzen Begrüßungstreffen fuhren wir zu unseren Gastfamilien, wo wir den Abend gemütlich ausklingen lassen konnten.

Am Freitag besuchten wir aufgeteilt auf zwei Gruppen abwechselnd ein kleines Stadtmuseum oder machten einen Spaziergang durch den nahegelegenen Park. Um die besten Voraussetzungen für besonders viel Spaß zu gewährleisten, wurden wir in die Gruppen U40 und Ü40 geteilt (unter 40jährige oder über 40jährige). Am Abend fand in Aylmer ein großes Fest mit Essen, Auftritten der Aylmer Tanzgruppe und natürlich auch unserer Performance statt. Als Überraschung tanzen wir den Neppendörfer gemeinsam mit der Aylmer Tanzgruppe, die diesen Tanz extra für unseren Besuch einstudiert haben.

Um uns vor unserer Weitereise etwas zu entspannten, ging es für uns alle am nächsten Tag gemeinsam nach Port Standley zu einem Cottage einer netten Dame. Dort konnten wir uns das kleine Dorf mit vielen netten Geschäften anschauen, uns im See abkühlen oder in den Liegestühlen vor uns hin dösen. Am Nachmittag mussten wir leider wieder Abschied nehmen, denn wir machten uns auf den Weg zurück nach Kitchener.

Dort wurde für uns am Abend ein großes Grillfest veranstaltet, wo auch viele der Kitchener Sachsen dabei waren. Es fand sich sogar eine kleine Musiktruppe, die bekannte für uns Lieder anstimmten. Selbst als es plötzlich heftig zu schütten anfing, ließen wir uns nicht abschrecken und sangen und feierten einfach unter den Zelten weiter.

Am Sonntagmorgen wartetet bereits einer dieser traditionellen gelben Schulbusse auf uns, die man sonst von den amerikanischen Filmen und Serien kennt. Mit diesem durften wir den ganzen Tag herumfahren. So fuhren wir aufs Land und unser Tour-Guide zeigte uns die Farmen der Mennoniten. Diese Bevölkerungsgruppe verzichtet komplett oder Großteils auf neue Technologien, wie Strom oder Autos. Deswegen fahren sie immer noch mit Pferde-Kutschen und haben eigenen Schulen und Kirchen. Auf dem großen Farmers Market am Dorfplatz konnten wir einheimische Produkte und Leckereien kaufen. Den Abend verbrachten wir bei unseren Gastfamilien. Ein paar von uns trafen sich noch gemeinsam bei einer der Gastfamilien, um eine kleine Überraschungsfeier für unser Geburtstagskind Michael Pfeifer und auch im Nachhinein für Lukas Engler zu veranstalten und die beiden hochleben zu lassen

Am Tag darauf ging es für uns zu den Niagara-Falls. Zuvor sahen wir uns einen kurzen Kinofilm zu den mystischen Geschichten über die Wasserfällte an, bis es anschließend mit einem Boot direkt zum Fuße des riesigen Wasserfalls ging. Selbst mit den großen Regenponchos wurden einige von und ziemlich nass. Am Abend bügelten wir zum letzten Mal unsere Trachten auf, sodass kein Fältchen zu sehen und wir für unseren letzten Auftritt geschniegelt und gestriegelt bestens gerüstet waren. Auch diesmal tanzten wir mit den vielen jungen Mitgliedern der Kitchener Tanzgruppe ganz spontan den Neppendörfer als letzten Abschiedstanz. Auch, wenn keiner von denen den Tanz vorher je getanzt hatte, funktionierte er fast einwandfrei.

An diesem Abend hieß es für und nun endgültig Abschied zu nehmen, denn am nächsten Tag fuhren wir wieder zurück nach Toronto. Vor unserem Flug konnten wir auf dem CN-Tower noch einmal einen Blick über die gesamte Stadt werfen, bevor wir schließlich mit dem Flieger über sie hinweg starten und Richtung Heimat flogen. Mit vielen schönen Erinnerungen und lustigen Geschichten im Gepäck kamen wir am nächsten Tag wieder wohlbehalten in Österreich an.

Ich denke, dass ich für alle sprechen darf, wenn ich sage, dass diese Reise eine wunderschöne Erfahrung war. Wir haben viele neue Eindrücke gewonnen, viel Neues gesehen und vor allem viele wunderbare Menschen kennengelernt. Am schönsten war, dass wir eines immer mit allen teilen durften, und zwar die Liebe zum siebenbürgischen Brauchtum und dem Erhalt der alten und neuen Traditionen.

Großer Dank gelten Denise Crawford – Präsidentin der Alliance of Transilvanian Saxons für ihre Begleitung und der Organisation des Austausches in den USA, John Werner – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, der die Reise nach Kanada ermöglicht hat und Konsulent Manfred Schuller – Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen in Österreich und seiner Gattin Ingrid Schuller – Bundeskulturreferentin, die uns vor und während der Reise begleitet und unterstütz haben.

Wir bedanken uns ebenfalls bei allen weiteren Personen, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen und möglich gemacht haben und hoffen, dass wir uns bald alle wiedersehen können. Vielleicht schon nächstes Jahr beim Kulturaustausch in Herrmannstadt in Siebenbürgen.

 

Bildnachweis – Siebenbürger Traun

Fotoserie Kulturaustausch

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