Kanada – USA Tournee 2000

The American Dream – jeder hat schon einmal davon geträumt, über den großen Teich zu fliegen und das Land der unbegrenzten Möglichkeiten kennenzulernen. Für die Trachtenkapelle und Siebenbürger Jugend Traun wurde dieser Traum mit der Annahme der Einladung zum Heimattag in Detroit wahr…Bereits vor ungefähr einem Jahr begannen die Vorbereitungen für diese Tournee. Zu Beginn ging man die Sache langsam und gemütlich an, buchte die Flüge für die Mitreisenden und erledigte so nach und nach die wichtigsten Dinge. Mit der Zeit wurde aber der Schriftverkehr zwischen Österreich und Amerika immer intensiver und schon bald flogen unserem Organisator Dietmar Lindert die Faxe nur noch so um die Ohren. Wer weiß, ob er sich so schnell noch einmal freiwillig um diese Sache annehmen wird? Wir jedoch hoffen dies sehr stark, da er seine Sache überaus zu unserer Zufriedenheit erledigt hat.Die Vorfreude auf die Reise stieg in unseren Reihen dann schließlich fast zur Unendlichkeit, als wir den endgültigen Progammablauf für die bevorstehende Tournee seitens der Amerikaner und Kanadier erhielten.Am 10. Juli dieses Jahres war es dann endlich so weit – der langersehnte Tag der Abreise stand vor der Tür. Bis zur Mittagszeit waren alle 50 Reiseteilnehmer am Flughafen Linz-Hörsching in „Tourneeuniform“ eingetroffen. Diese bestand aus einem Werbe-T-Shirt und Kapperl, welche dankenswerterweise vom Land Oberösterreich gespendet wurden.Nach 10-stündiger anstrengender Anreise mit einem kurzen Zwischenstop in Frankfurt landeten wir etwas müde und abgekämpft in Toronto. Nachdem (fast!) alle Koffer, Instrumente und Trachten im Bus verstaut waren, konnten wir schließlich die Fahrt zu unserem ersten Reiseziel antreten. Zu später Stunde in Aylmer angekommen, wurde nach einer kurzen Begrüßung und einem kleinen Imbiß in der Saxonia-Halle ziemlich rasch die Quartiereinteilung vorgenommen. Abgekämpft und voller Vorfreude auf die bevorstehenden Tage flogen wir noch einmal – diesmal jedoch ins Bett.Den darauffolgenden Vormittag verbrachten wir mit den Gasteltern, die uns die Stadt Aylmer, wie auch die umliegenden Tabakfarmen zeigten. Als wir uns am Nachmittag zu einer kurzen Probe trafen, mußten wir jedoch entsetzt feststellen, daß wir doch nicht alles Mitgebrachte am Flughafen in Toronto auch tatsächlich mitgenommen haben. Eine Notenkiste hat leider nicht von selbst den Weg in den Bus gefunden und blieb somit alleine im Flughafengebäude zurück. Da eine rasche Wiederbeschaffung nicht möglich war, mußte der erste Konzertabend ohne vollständige Noten gespielt werden. Dank unseren äußerst begabten Musikern fiel unsere Darbietung jedoch keinesfalls ins Wasser. Die Hürde wurde mit links genommen und der erste Auftritt auf kanadischem Boden wurde, wenn auch mit gesunder Nervosität, bravourös gemeistert. Besonders freute uns auch, daß unser dargebotenes Volkstanzprogramm durch die Kindertanzgruppe von Aylmer mitgestaltet wurde. Nach dem offiziellen Programmpunkt der Ansprachen und der Überreichung der Gastgeschenke, spielte die Kapelle – wie auch in weiterer Folge bei jedem Auftritt – zum Tanze auf und die zahlreich anwesenden Gäste schwangen bis spät in die Nacht fleißig ihr Tanzbein.

Bevor wir am nächsten Tag unsere Reise nach Kitchener fortsetzten, wurden uns bei einer Busrundfahrt so manche umliegenden Orte von Aylmer am 380 km langen Lake Erie gezeigt. In Kitchener angekommen wurden wir herzlich mit einem Musikgruß seitens der dort ansässigen Kapelle empfangen. Im Nu griffen auch wir zu unseren Instrumenten, denn in so einem Fall darf ein Gegenständchen keineswegs fehlen. Die kommenden Stunden verbrachten wir in gemütlicher Runde mit den Gastfamilien im Transylvania Club.

Am Morgen darauf statteten wir dem „Farmers Market“, einem großen Marktgelände, wo es so ziemlich alles zu kaufen gibt, einen Besuch ab. Kaum jemand nutzte jedoch die Gelegenheit Einkäufe zu erledigen, da wir bei einer äußerst hektischen Rinderversteigerung fast hypnotisiert worden sind. Gott sei Dank hat keiner aus unseren Reihen im falschen Moment die Hand gehoben, denn für so ein Rindvieh hätten wir auf gar keinen Fall noch Platz im Bus gehabt. Gleich im Anschluß folgte auch schon der nächste wichtige Programmpunkt: ein Besuch beim Bürgermeister Carl Zehr, dem wir nach einer kurzen Ansprache ein Ständchen zum Besten gaben. Als wir 50 Mann hoch in Tracht das Siebenbürgenlied sangen, ging uns allen ein angenehmer Schauer über den Rücken. Dieser Moment der Heimatverbundenheit und des Zusammengehörigkeitsgefühls ging einfach unter die Haut. Nach einem gemütlichen Nachmittag bei den Gastfamilien hieß es aber schon wieder in die Tracht zu schlüpfen, denn der nächste Auftritt stand bevor. Dank der großen Bemühungen des Bundesobmanns der Siebenbürger Sachsen in Kanada Herrn John Werner und dessen Stellvertreter Mike Ungar, konnte an diesem Abend das Konzert wieder mit vollständigen Noten bestritten werden. Die Erleichterung und neuerrungene Lockerheit seitens der Musikkapelle war spätestens spürbar, als Thomas Breitenbaumer alias „ANTON“ mit Unterstützung des „Mädchenchors“ der Jugendgruppe den momentanen Nr.1-Schlager „Anton aus Tirol“ zum Besten gab. Seit diesem Moment durfte diese Showeinlage auf keinem der folgenden Konzerte mehr fehlen.

Der Ausflug zu den Niagara-Fällen am darauffolgenden Tag zählte auf jeden Fall zu den Höhepunkten des Sightseeing-Programms dieser Reise. Diese gigantischen Wasserfälle wurden unsererseits von allen möglichen Seiten unter die Lupe genommen – die amerikanische Seite der Wasserfälle haben wir von vorne genossen, auf kanadischer Seite haben wir zu Fuß die Wasserfälle von hinten erkundet und während einer Bootsfahrt von unten bestaunt. Bei einem ausgiebigen Picknick konnten die soeben gewonnenen Eindrücke verarbeitet und verdaut werden. Auf der Rückfahrt nach Kitchener wurde bei einem Weingut noch ein kurzer Zwischenstop eingelegt und so manches wohlschmeckende Gläschen Rebensaft verkostet. Danach folgte ein gemütlicher Abend im Transylvania Club, bei dem viel geplaudert, gesungen und gelacht wurde.

Der letzte Ortswechsel in Kanada führte uns am nächsten Vormittag in die Stadt Windsor, wo wir erstmals in einem Motel und nicht bei Gastfamilien untergebracht wurden. Nach einem köstlichen Mittagsbuffet im Teutonia Club hatten wir den Nachmittag zur freien Verfügung. Wir genossen für einige Stunden die herrliche Hotelanlage samt kühlem Pool und deckten uns in weiser Voraussicht mit Bier und Wein für den Abend ein. Denn nach den äußerst gelungenen tänzerischen und musikalischen Darbietungen unserer beiden Vereine, trafen wir uns spät nach Mitternacht in guter Laune auf dem Spielplatz der Hotelanlage. Ausgelassen wurde gefeiert, geschaukelt und gerutscht, auch wenn man eigentlich glauben müßte, daß diese Geräte für so manches große Kind in unseren Reihen nicht unbedingt breit und stabil genug wären. Die Möglichkeit, diese Nacht erstmals mit Freunden und Kollegen verbringen zu können, wurde bestmöglich genutzt. Aus diesem Grund haben einige von uns das zur Verfügung gestellte Bett nur als Kofferablage benutzt.

Zeitig in der Früh wurden alle Schlafenden durch ein mit Begeisterung gesungenes Guten-Morgen-Liedchen liebevoll geweckt, denn nun war der Zeitpunkt gekommen, wo wir erstmals von Kanada Abschied nehmen mußten und nach Amerika weiterreisten. Die lange Fahrt nach USA verlief ziemlich ruhig, da die meisten von uns nach einer langen Nacht einige Stunden Schlaf nachzuholen hatten. Jedoch spätestens bei der Ankunft im Saxon Club von Youngstown war wieder jeder putzmunter als wir durch die schwungvollen Klänge der Musikkapelle begrüßt wurden. Nach einer kleinen Stärkung am kalten Buffet verbrachte jeder einen gemütlichen Nachmittag bei seinen Gasteltern und am Abend konnte der Landesobmann der Siebenbürger Sachsen in OÖ Herr Konsulent Hans Waretzi bereits unser viertes Konzert auf dieser Reise eröffnen.

Der nächste Tag wurde zum Ausspannen genutzt und später traf man sich zu einem gemeinsamen Abendessen im Club.

Besonders beeindruckend fanden wir den ganztägigen Besuch des Meeresmuseums Sea-World. Als wir den Plan dieses gigantisch angelegten Areals erstmals in Händen hielten, haben wir sogleich bemerkt, dass man sich die Zeit schon von Beginn an gut einteilen muß, um alle Attraktionen voll auskosten zu können. Den Killerwal „Shamu“ haben wir im Nu genauso ins Herz geschlossen wie die Seelöwen, Pinguine und Delphine. Spätestens als wir durch den Glasgang des Meeresaquariums gingen war ein jeder von der Welt des Meereslebens verzaubert. Respektvoll trat so mancher von uns einen Schritt zurück, als er Aug in Aug einem Hai gegenüberstand. Nach diesem abwechslungsreichen Tag freuten wir uns riesig, die noch verbleibenden Stunden in Youngstown gemeinsam mit unseren Gasteltern im Saxon Club verbringen zu können. Während des Abendessens wurde begeistert von Sea-World erzählt und über die soeben erhaltenen ersten Fotos unserer Reise gelacht. Der weitere Abend verging wieder einmal viel zu schnell. Es wurde kräftig gesungen und viel getanzt. Als wir schließlich versuchten unseren Gastgebern Volkstänze zu lernen, bemerkten wir sogleich, daß sich diese nicht nur bezüglich der Gastfreundschaft die Füße ausgerissen haben…

Nach einem gemeinsamen Frühstück am nächsten Morgen hieß es wieder einmal Abschied nehmen, denn unsere Tournee führte uns weiter nach Cleveland. Nach dem Mittagessen konnten wir uns bei einer Stadtrundfahrt einen ersten Eindruck von Cleveland verschaffen. Bei Sehenswürdigkeiten, wie der „Rock’n Roll Hall of Fame“, dem „City Tower“ oder einem aus der Kriegszeit stammenden U-Boot, wurde natürlich Halt gemacht. Während einige von uns die folgenden Stunden bei einem gemütlichen Beisammensein mit den Gastfamilien verbrachten, erforschten andere bereits an diesem Abend die Stadt Cleveland – besser gesagt das rege Nachtleben. Mehr oder weniger ausgeschlafen erkundeten jedoch alle von uns am folgenden Tag diese Großstadt: ob mit Schiff, per Bus oder zu Fuß – für jeden war es ein Genuß. Auch bei dem an diesem Abend stattfindenden Konzert, konnte man die Faszination des Publikums nicht nur förmlich spüren, sondern zugleich sehen. Zu unserer Freude drückte das Publikum seine Begeisterung sogar mittels Standing Ovations aus.

Die Fahrt nach Detroit am darauffolgenden Tag wurde für den Besuch des Henry Ford Museums und des Greenfield Village, einem Freilichtmuseum, unterbrochen. Gleich nach der Ankunft im Hotel machten wir uns auf den Weg zum „Sachsen Acker“. Auf dieser großen Wiese wurde zu unseren Ehren sogar ein roter Teppich ausgerollt. Nach einem kleinen Imbiß verbrachten wir einige ausgelassene Stunden, wobei das eine oder andere Lied angestimmt und auch getanzt wurde.

Da wir die Nachtruhe wieder einmal auf das Minimum reduzierten, wurde das Frühstück am nächsten Morgen auf den späten Vormittag verlegt. Den Nachmittag nutzten wir für eine letzte Probe für den bevorstehenden wichtigsten Auftritt dieser Tournee, denn der langersehnte Höhepunkt stand nun endlich vor der Tür: Der Heimattag in Detroit. Dieser wurde mit einem feierlichen Bankett eröffnet und bald darauf begannen wir mit unseren Vorführungen. Auch die Kindertanzgruppe aus Detroit brachte frischen Wind in diesen Abend. Es war einfach wundervoll, dass so viele bekannte Gesichter aus Amerika und Kanada zum Sachsentreffen angereist waren. Anscheinend haben wir es geschafft, uns in den vergangenen Tagen in die Herzen der Leute zu tanzen.

Am Sonntag wurden die Feierlichkeiten mit einem Gottesdienst eröffnet, welcher durch unsere Kapelle musikalisch umrahmt wurde. Anschließend erfreuten außer uns auch noch die Volkstanzgruppen aus Kitchener, Youngstown und Cleveland mit ihren Darbietungen das Publikum. Es war ein wunderbarer Augenblick, als wir gemeinsam mit der Tanzgruppe aus Youngstown den einige Tage zuvor gemeinsam einstudierten „Tampet“ zum Besten gaben. Von Müdigkeit und Hitze erschöpft begaben wir uns anschließend wieder in den Club, wo wir ein wohlverdientes Mittagessen zu uns nahmen. Während unsere Musiker nach dem Essen noch zum letzten Mal auf Unterhaltung spielten, hieß es schön langsam endgültig Abschied nehmen und so kam es, dass an diesem Nachmittag noch die eine oder andere Träne floß. Am letzten Abend unserer Reise wurden die gesammelten Eindrücke dieser Tournee bei einem Pizza-Essen untereinander ausgetauscht. Trotz der Erleichterung und Freude, dass wir all unsere Auftritte so bravourös gemeistert hatten, dachte man schon wehmütig an die bevorstehende Heimreise.

Gestärkt vom Frühstück wurden zum letzten Mal die Koffer im Bus verstaut und die Fahrt zurück nach Toronto angetreten. Diesmal reisten wir jedoch nicht in unserer „Tourneeuniform“, sondern nutzten gleich die Gelegenheit, die von der ATS erhaltenen T-Shirts zu tragen. Der verbleibende Nachmittag konnte von jedem selbst gestaltet werden. Während die einen vom CN-Tower die Skyline von Toronto bestaunten, begaben sich die anderen in den Sky Dome – eines der größten Stadien der Welt, oder nutzten die Zeit für einen gemütlichen Stadtbummel. Am Flughafen von Toronto mußten wir uns schlußendlich auch noch von unserem sehr lieb gewonnen Buschauffeur Bob verabschieden.

Als wir dann vom Flugzeug aus das wunderbare Wolkenbild betrachteten und ins Träumen kamen, haben wir uns im Stillen bei all jenen bedankt, die diese Reise organisatorisch bzw. finanziell erst möglich gemacht haben – im Besonderen sind dies: Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Landesrat Dr. Christoph Leitl, Bürgermeister Dr. Peter Schlögl, Stadträtin Ursula Adlung, Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen Mag. Volker Petri, Landesobmann von OÖ Konsulent Hans Waretzi, Mag. Gerhard Grager (Evangelische Pfarre Traun). An dieser Stelle erlauben wir uns auch, namens der Reisegruppe, all jenen zu danken, die zum Gelingen dieser Reise beigetragen haben. Stellvertretend für alle Mitglieder und Organisatoren in Übersee bedanken wir uns nochmals sehr herzlich bei den Bundesobmännern John Werner (Kanada) und David Bokesch (Amerika).

Noch heute geht uns allen ein angenehmer Schauer über den Rücken, wenn wir uns an das Gefühl der Verbundenheit erinnern, das wir verspürten, als wir zum Abschied gemeinsam „Wahre Freundschaft“ sangen – denn wir sind überall als Gäste gekommen und als Freunde gegangen!

 

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