Nach alter Väter Sitte lud die Siebenbürger Nachbarschaft Traun am Dreikönigstag 2013 zum „Richttag“. Die Trachtenkapelle Traun „Siebenbürger“ unter Leitung von Kapellmeister Günther Schädl sorgte bereits vor dem offiziellen Beginn mit einigen Stücken für Stimmung und kurz nach 14 Uhr eröffnete Nachbarvater Dietmar Lindert die Generalversammlung, wie es laut Vereinsgesetz offiziell heißt. Jedoch hat es bei uns in Traun seit jeher immer Richttag geheißen und wir hängen an dieser Bezeichnung und bleiben dabei, so wie wir „Nachbarvater“ und „Nachbarmutter“ den vielerorts heute üblichen Obmann bzw. Obfrau vorziehen.

Dietmar Lindert konnte im vollbesetzten großen Saal im Volksheim Traun viele Ehrengäste begrüßen: Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Vize-Bürgermeister Helmut Andexlinger, Kulturstadtrat Mag. Johann Böhm, Stadtrat Günter Geisberger, unseren evangelischen Pfarrer Mag. Johann Pitters, Pfarrer i.R. Mag. Gerhard Grager sowie seitens des Verbands der Siebenbürger Sachsen Vereinsobmann von OÖ Kons. Manfred Schuller, Bundesreferentin für Frauenarbeit und Brauchtumspflege Ingrid Schuller und und Ehrenobmann Kons. Dr. Fritz Frank. Weitere Ehrengäste: Kons. Helmut Lüttge für den Verband der Heimat- und Trachtenvereine Linz und Umgebung, Obmann Kons. Georg Jirenec vom HTV Traun, Maria Zeiss vom HTV Ruma, die Leiterin des ev. Bildungswerkes OÖ. Mag. Renate Bauinger sowie der Geschäftsführer der Landlerhilfe Helmut Atzlinger.

Das Programm lief wie immer rasch und problemlos ab. Nach der Begrüßung erfolgten die Feststellung der Beschlussfähigkeit sowie das Totengedenken – leider mussten wir 2012 von 19 Mitgliedern Abschied nehmen!

Es folgten die Grußworte, wobei Kons. Manfred Schuller den Auftakt machte und sich bei dieser Gelegenheit bei Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer für die großzügige Unterstützung seitens des Landes OÖ. bei „Tage der Kultur, Tage der Gemeinschaft“ sowie bei uns Traunern für unseren Einsatz bei dieser großen Veranstaltung bedankte und ermunterte uns zur Weiterarbeit im Sinne unserer Gemeinschaft.

Ehrenobmann Kons. Dr. Fritz Frank zitierte den ehemaligen Landeshauptmann Dr. Heinrich Gleissner („Bleibt, was Ihr seid“!) sowie im Vorjahr verstorbenen Trauner Altbürgermeister Franz Hannl: Beide hatten erkannt, dass die Siebenbürger Sachsen eine wichtige Funktion in ihrer neuen Heimat einnehmen würden.

Diese wichtige Rolle betonte auch Kulturstadtrat Mag. Johann Böhm, selbst Waltersdorfer Abstammung: Jugend, Nachbarschaft und Trachtenkapelle hätten sich für die Stadt als verlässliche Partner bei kulturellen Veranstaltungen erwiesen, überdies spielten die Siebenbürger Sachsen eine tragende Rolle in der evangelischen Kirchengemeinde in Traun.

Vizebürgermeister Helmut Andexlinger – in Vertretung des im Urlaub befindlichen Bürgermeisters – dankte ebenfalls für das rege Leben der drei siebenbürgischen Organisationen und hoffte, dass ihn die Trachtenkapelle weiterhin am 1. Mai beim Maiblasen besuchen würde – dies hat ja mittlerweile schon Tradition und die Kapelle wird von Fam. Andexlinger als Dankeschön fürs Ständchen stets gut bewirtet!

Als letzter der Ehrengäste trat Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer ans Rednerpult, der als unmittelbarer Nachbar des Volksheims den kürzesten Weg, jedoch mit Sicherheit den am dichtest gedrängten Terminkalender aller Gäste hat: Dennoch ehrt er uns in fast jedem Jahr mit seinem Besuch, und das bereits seit den 70er Jahren, damals noch als Trauner Stadtrat! Der Landeshauptmann gratulierte dazu, dass 68 Jahre seit der Flucht noch immer eine große Verbundenheit zur alten Heimat und die eigene, kulturelle Identität vorhanden sind – er bescheinigte uns damit, dass die Siebenbürger Sachsen also die Worte seines legendären Vorgängers beherzigt haben („Bleibt, was Ihr seid“) und dennoch gute Oberösterreicher geworden sind, die am Wiederaufbau des Landes nach dem Krieg großen Anteil hatten. Des weiteren versicherte er uns, dass allen Heimatvertriebenen seitens des Landes große Wertschätzung und Anerkennung zuteil wird – dass dies keine leeren Worthülsen sind, sondern in unserem Bundesland tatsächlich so gelebt wird, können wir Funktionäre immer wieder feststellen und freuen uns sehr darüber!

Es folgte der Auftritt der Kindertanzgruppe unter der Leitung von Andrea Roth und Mag. Irmgard Hofmann, lauter Mädchen und entzückend anzuschauen: Die Kindergruppe zeigte die „Studentenpolka“ und die „Kieler Sprotten“ und erhielten als Dank tosenden Applaus.

Der Bericht des Kassiers Gottfried Roth war kurz und erfreulich und er dankte der Stadt Traun für die erhaltenen Subventionen. Trotz der nicht unbeträchtlichen Kosten für unser Vereinslokal über dem neuen evangelischen Gemeindesaal, wo wir natürlich Miete und Betriebskosten zahlen müssen, konnten wir etwas Gewinn verbuchen. Ebenso kurz und bündig der Bericht von Rechnungsprüfer Andreas Lette und sein Antrag auf Entlastung des Kassiers wurde einstimmig angenommen.

Einem weiteren Stück der Trachtenkapelle Traun folgte der Bericht von deren Obmann: Michael Schweitzer konnte ebenfalls auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, wobei das hervorragende Abschneiden bei zwei Marschwertungen der schönste Lohn für die ganzjährige Probenarbeit sind! Großen Anteil an den Auszeichnungen hat Kapellmeister Günther Schädl: Dieser hatte – da in erster Linie Kapellmeister in Rohr im Kremstal – das Amt nur provisorisch übernommen und legt es nun aus Zeitgründen wieder zurück, weshalb ein Nachfolger dringend gesucht wird! Wir sind zuversichtlich, dass sich ein guter Nachfolger finden wird und unsere Trachtenkapelle ihr hohes Niveau beibehalten kann.

Auf der Einladung zum Richttag stand unter Punkt 7 zu lesen: „Siebenbürgen einst – Dokumentarfilm aus dem Jahr 1938“. Hinter dieser kurzen Zeile verbarg sich der Höhepunkt

des Tages, ein Gustostückerl ersten Ranges. Historische Aufnahmen entführten uns in eine Welt, die seit dem verhängnisvollen September 1944 nicht mehr existiert: Wir waren u. A. hautnah bei einer Konfirmation, einer Hochzeit und einem Maifest zu Gast, besuchten imposante Kirchenburgen, erlebten Menschen beim Kirchgang, sahen den Frauen beim Bockeln über die Schulter. usw. Einige der Aufnahmen wurden in Botsch gedreht, wie anhand der unverwechselbaren Tracht sofort zu erkennen war. Die Kommentare stammen von niemand geringerem als unserem Heimatdichter Dr. Heinrich Zillich. Seit jenem September 1944 sind die Siebenbürger Sachsen in alle Welt verstreut und die im Film gezeigte Welt existiert nicht mehr: Gerade das macht diesen Film umso wertvoller für uns und so manchem kamen dabei die Tränen, erinnerte er uns doch schmerzhaft daran, dass alles vergänglich ist!

Der 18minütige Film von Erwin Krauss unter dem Titel „Siebenbürger Sachsen“ besteht aus den zwei Teilen „Die Heimat im Karpatenbogen“ sowie „Sitte und Brauch“ und wurde samt Bezugsquelle bereits in der „Siebenbürgischen Zeitung“ vom 15. November 2012 vorgestellt. Er kann direkt bei Erwin Krauss zum Preis von 12 € bestellt werden und ich lege ihn allen Interessierten wärmstens ans Herz!

In der nun folgenden Pause von rund 15 Minuten hatten alle etwas Zeit, die vorangegangenen Eindrücke zu verarbeiten und etwas durchzuschnaufen. Die Trachtenkapelle stimmte ein neues Musikstück an und kündigte so unüberhörbar an, dass es mit dem Programm nun weiter ging. Auftakt des zweiten Teils war der Auftritt der Siebenbürger Jugend – schön anzuschauen und mit enormem tänzerischen Können! Jugendobmann Stefan Roth blickte in seinem Bericht auf ein gutes Jahr 2012 zurück und konnte drei neue Mitglieder vorstellen. Wir hoffen und wünschen, dass es mit der Jugend auch in den kommenden Jahren so erfolgreich weitergeht!

Nachbarvater Dietmar Lindert ging in seiner Ansprache anstelle des sonst üblichen Jahresrückblicks auf unsere Öffentlichkeitsarbeit ein: Der „Siebenbürger“, das Informationsblatt von Nachbarschaft, Jugend und Trachtenkapelle, geht ja bereits ins 20. Jahr seines Erscheinens und unsere Mitglieder werden dort bestens informiert, auch in der „Siebenbürgischen Zeitung“ berichten wir regelmäßig über all unsere Aktivitäten und erreichen so die Landsleute in aller Welt. Dennoch sollten wir laut unserem Obmann mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten, um vor allem bei der (österreichischen) Bevölkerung mehr präsent zu sein. Als nächstes erinnerte der Nachbarvater an die „Tage der Gemeinschaft, Tage der Kultur“ in Wels mit ihren diversen Begleitveranstaltungen, derer wir in Traun auch zwei hatten: Den launigen und sehr gut besuchten Vortrag von Prof. Roland Girtler sowie das hochwertige Kammerkonzert von Doris Lindner. Er verwies auf die rege Teilnahme am Wochenende in Wels sowie die nicht unerhebliche Mitgestaltung – das Endprodukt aller Bemühungen, das Gruppenfoto mit den 150 am Sonntag Aktiven beim Festzug, sei sozusagen der Höhepunkt. Dietmar Lindert dankte allen für ihren Beitrag und vor allem auch dem Fotografen Wolfgang Luif, der unzählige Stunden (und das zum Teil ohne Entgelt) in das Bild investiert hatte.

Angesichts der 19 verstorbenen Mitglieder sei es die größte Herausforderung der nächsten Jahre, neue Mitglieder zu gewinnen und das Bestehen des Vereins für die Zukunft zu sichern. Das Sichern unseres Kulturguts – Trachten, Dokumente, Niederschriften – ist für uns von größter Wichtigkeit und daher rief der Nachbarvater dazu auf, uns alles derartige zu überlassen, falls die Erben nicht selber daran interessiert wären.

Als nächstes gratulierte er nochmals zwei Personen, die im letzten Jahr zwei hohe Auszeichnungen für ihre Arbeit durch Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer verliehen bekamen: Verbandsobmann Manfred Schuller erhielt im April 2012 den Konsulententitel, Ehrennachbarvater Martin Duka im November die Kulturmedaille des Landes OÖ.

Nun dankte der Nachbarvater der Stadt Traun, der evangelischen Kirchengemeinde, der Jugend und der Trachtenkapelle für die gute Zusammenarbeit bzw. Unterstützung, vor allem aber seinen Funktionären und bot anschließend wie bei jedem Richttag einen sächsischen Neujahrsspruch dar.

Zwischen den beiden Tänzen der „Alten Jugend“ bot die Nachbarmutter Irene Kastner ihren wie immer kurzen Bericht dar. Sie dankte u.A. jenen Personen, die unserem Aufruf gefolgt waren und uns Schenkungen fürs Museum gemacht bzw. Leihgaben zur Verfügung gestellt haben.

Nach einem weiteren Musikstück folgten zwei Ehrungen: Barbara Kopes ist seit vielen Jahren der gute Geist im Heimatmuseum Schloss Traun, hilft tatkräftig bei allen anderen Veranstaltungen mit und war jahrelang Dirndlmutter der Jugend.

Mag. Irmgard Hofmann war viele Jahre im Vorstand der Siebenbürger Jugend tätig und leitet seit einigen Jahren gemeinsam mit Andrea Roth die Kindertanzgruppe. Zudem ist sie Schriftführerin der Nachbarschaft und erstellt seit zwei Jahren den Siebenbürger.

In beiden Fällen ist alles in wenigen Sätzen gesagt – dahinter steckt ein sehr hoher Zeitaufwand! Dafür erhielten die Damen nun das Verdienstzeichen der Siebenbürger Sachsen in Silber. Die Verleihung nahm unser Landesverbandsobmann Kons. Manfred Schuller vor, assistiert von Vize-Bürgermeister Helmut Andexlinger. Wir gratulieren Barbara und Irmi herzlich, sagen „Danke!“ und hoffen weiterhin auf gute Zusammenarbeit!

Verdienstzeichen

Da es beim letzten Punkt der Tagesordnung nichts „Allfälliges“ mehr zu bereden gab, beendeten wir den Richttag mit dem gemeinsamen Singen des Siebenbürgerliedes und der Landeshymne von Oberösterreich.

Die Trachtenkapelle hatte uns den ganzen Nachmittag bestens unterhalten und verabschiedete sich mit einem letzten Stück. Wie es seit Jahren schon liebe Gewohnheit ist, blieben die Jugend, Alte Jugend, einige der Musiker und Vertrauensleute noch im Volksheim beisammen. Wir genossen die Geselligkeit, ließen den Richttag Revue passieren und verspeisten dabei gemeinsam etliche Pizzen. Dank nochmals an unsere Gäste, alle Mitwirkende beim Richttag sowie an die Frauen der Nachbarschaft für die Bewirtung mit den guten Mehlspeisen!

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