Siebenbürger Nachbarschaft beim Fest der Volkskultur/Bericht von Irene Kastner

 

Sowohl die Siebenbürger Jugend Traun (schon seit 1966!) als auch wir, die Siebenbürger Nachbarschaft Traun, sind Mitglied beim Verband der Heimat- und Trachtenvereine Linz und Umgebung  – Vernetzung und Austausch mit den anderen Vereinen und Verbänden sind heute ja wichtiger denn je.

Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich ist seit einigen Jahren auch Mitglied im Forum Volkskultur. Seit rund 3 Jahrzehnten findet im Abstand einiger Jahre an wechselnden Schauplätzen in Oberösterreich das „Fest der Volkskultur“ statt. 2022 war es nach einer durch Corona bedingten Durststrecke wieder soweit und es konnte in Molln abgehalten werden, rund 50 km von Traun entfernt. Die Einladung unserer Kulturreferentin Ingrid Schuller, die wegen eines Kuraufenthaltes verhindert war, nahmen wir als Nachbarschaft Traun deshalb sehr gerne an: Eine hervorragende Gelegenheit, uns als Siebenbürger Sachsen und als Nachbarschaft Traun der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Der ganze Ort war vom 23. bis 25. September im Ausnahmezustand – alle Vereine und die Bevölkerung zogen an einem Strang und stellten mit dem Forum Volkskultur ein tolles Fest auf die Beine. Vom Sternmarsch der Musikkapellen und einem Treffen der Schützenkompanien am Freitag bis zur Feldmesse und dem Festzug am Sonntag war das Programm dicht gedrängt und gefüllt mit vielen kleinen und großen Programmpunkten. Samstag war auch der Tag des Chorgesangs und zahlreiche Chöre von nah und fern nahmen daran teil – es war wunderschön, ihnen zuzuhören. Man konnte Zimmerleuten bei ihrem Handwerk zuschauen, historische Schützenscheiben bestaunen oder an einem Workshop teilnehmen – Volkstanzen für Kinder und Kurrent schreiben waren besonders beliebt. Sehr beliebt auch die Schauschmiede mit angeschlossenem Museum und jeden Abend ging im Festzelt die Post ab!

Wer Molln bisher nicht kannte: Mit Molln untrennbar verbunden ist die Maultrommel, die heute noch von hier aus in die ganze Welt verschickt wird. Auch das Nationalparkzentrum vom Nationalpark Kalkalpen hat hier seinen Sitz und bei einer Rangerführung könnte man sich z.B. auf die Spuren der Luchse begeben. das Wilderermuseum, welches von St. Pankraz hierher übersiedelt ist, und noch viele andere interessante Dinge lassen sich hier in einer intakten und wundschönen Landschaft entdecken – ein ideales Ausflugsziel für Groß und Klein also.

Die Mitgliedsverbände konnten sich an diesem Wochenende im Schulzentrum präsentieren und wir hatten einen eigenen Raum zur Verfügung, in dem wir uns austoben konnten. Aber wie erzielt man mit möglichst wenig Aufwand das bestmögliche Ergebnis?

Mittelpunkt wurde das „Hohe Bett“, das sonst das Siebenbürgerzimmer der Nachbarmutter schmückt. Dazu einige derzeit im Museum ausgestellte Trachtenpuppen: Das Zenderscher Brautpaar mit dem schönen Brautkranz und die prächtige Wallendorfer Mädchentracht samt Borten, Spangengürtel und Kirchenpelz (Schenkung von Elfi Gubesch). Somit waren zwei sehr unterschiedliche Trachten verschiedener Regionen zu sehen. Auf die beiden Tische kamen zwei besonders reich bestickte Tischdecken aus dem Fundus des Nachbarvaters – diese entlockten den handarbeitskundigen (und häufig des Ebenseer Kreuzstichs kundigen) Besucherinnen  zahllose Bewunderungsseufzer!

Auf einen der beiden Tische kamen die Nachbarschaftslade aus Denndorf (samt Matrikel und Nachbarschaftszeichen) sowie eine Nachbarschaftskanne: Die Nachbarschaften waren für unsere Vorfahren ja lebenswichtig und das Thema passt zu uns als Verein. Tatsächlich ergaben sich daraus viele Gespräche!

Auf dem zweiten Tisch präsentierten wir unser Kochbuch, CD´s der Adjuvanten und weitere Bücher. Es wurde noch eine weitere kleine Auswahl an Schätzen ausgestellt: Ein schöner Männerbrustlatz und ein breiter Riemen aus Waltersdorf, zwei besonders schöne Spangengürtel und eine rotgestickte Bettdecke von 1891. Eine Besonderheit der kurze Männerpelz aus Bulkesch.

Da wir an diesem Wochenende typische Handarbeitstechniken zeigen sollten, haben wir uns fürs Sticken, Spinnen und Bändchenweben entschieden. Die vier vom Museum mitgebrachten Spinnrocken aus verschiedenen Dörfern unterscheiden sich alle in der Ausführung – Form, Schnitzerei und Bemalung sind überall anders: Ein gutes Beispiel dafür, dass selbst notwendige Alltagsdinge wie Spinnrocken früher schön waren,  kleine Kunstwerke!  Der Bändchenwebstuhl selbst ist eine einfache Konstruktion, eigentlich nur ein (Jausen)Brettchen mit Schlitzen und Löchern, aber genial in seiner Einfachheit. Viele BesucherInnen kannten es noch aus ihrer Jugendzeit, denn auch hierzulande wurden auf dem Land oft die benötigten Bänder so hergestellt.

Mit den aufgestellten Rollups vom Landesverband und unseren eigenen boten wir dem Publikum noch Informationen zu uns und in zwei Körben lag reichlich Infomaterial zur freien Entnahme bereit: Somit war unsere Ausstellung komplett und wir waren gut gerüstet.

Die Ausstellung war am Samstag von 10 bis 17 Uhr und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Am Samstag konnten die BesucherInnen Karin beim Sticken und Barbara beim Spinnen zusehen. Am Sonntag demonstrierten Ingrid und Andrea das Bändchenweben, wobei Andrea das Weben besonders gut – weil sehr gleichmäßig –  beherrscht! Im Gegenzug stellten wir fest, dass wir beim Spinnen großen Aufholbedarf haben – da ist ein Workshop angedacht.

Wichtiger als das Demonstrieren der Techniken war aber die Kommunikation: Wir hatten sehr, sehr viele Besucher und Besucherinnen, die sehr interessiert an unserem Brauchtum waren.  Unsere Ausstellung stieß auf große Bewunderung und regte zu Fragen an. Wir haben unzählige Broschüren und Infomaterial verteilt, auch einige Kochbücher verkauft, aber vor allem interessante Gespräche geführt, neue Kontakte geknüpft und unsererseits den Horizont erweitert: Bei unseren eigenen Besuchen der anderen Stände und Ausstellungen. In unseren Pausen labten wir uns  bei den anderen Vereinen mit Knödeln (Schützenverein), Krapfen (Goldhauben) und vielem mehr – denn Spinnen, Sticken, Weben und vor allem viel Reden machen hungrig und durstig…….

Tausende Besucher und Besucherinnen jeden Alters haben das Angebot angenommen und wurden nicht enttäuscht:

Danke dem Team, das mich An dem Wochenende dabei unterstützt hat: Barbara, Karin, Ingrid, Andrea, Gottfried und Dietmar. Nach dem Abbau am Sonntag genehmigten wir uns beim Schützenverein noch ein Abschiedsbierchen und  stießen auf eine gelungene Ausstellung und Vorstellung an: Ein echt gutes Wochenende!

Bildnachweis Irene Kastner

 

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