„Das letzte Lied vor Hermannstadt: Der Untergang einer alten Bauernkultur in Siebenbürgen“

Das war der Titel der Veranstaltung, zu der die Nachbarschaft Traun am 15. Oktober ins evangelische Pfarrheim Traun geladen hatte.
Anlässlich der „Tage der Gemeinschaft, Tage der Kultur“ boten die Nachbarschaften und Vereine in ganz Oberösterreich begleitend zum Heimattag, der – wie an dieser Stelle bereits berichtet wurde – Ende September in Wels stattfand, ein kulturelles Rahmenprogramm an: Von Lesungen, Konzerten und Ausstellungen bis hin zu Vorträgen – natürlich hatte alles einen mehr oder weniger großen Bezug zu Siebenbürgen – war für jeden etwas dabei.
Angst vor einem trockenen oder langweiligen Vortrag brauchte niemand zu haben, dafür bürgte der Vortragende: Professor Dr. phil Roland Girtler ist in Österreich sehr bekannt, erscheint doch jede Woche in der Sonntagsbeilage der größten österreichischen Tageszeitung ein Artikel von ihm. Der „vagabundierende Kulturwissenschaftler“, wie er sich selbst bezeichnet, erkundet Österreich zu Fuß, mit dem Fahrrad oder per Bahn und lässt seine Leserschaft an diesen kleinen Abenteuern teilhaben. Zahlreiche seiner Artikel befassen sich mit Siebenbürgen und hier insbesondere mit den Landlern, die er seit vielen Jahren .erforscht und alljährlich – auch mit seinen Studenten – besucht. Die Ergebnisse seiner Forschungen über die Landler hat Prof. Girtler in zweien seiner Bücher festgehalten.
Der Soziologe schaut gerne den einfachen Menschen und sozialen Randgruppen „aufs Maul“ und hat u.A. bereits Bücher über Wilderer, Huren, Sandler (österreichisch für „Landstreicher“ usw. verfasst.
Entsprechend interessant und amüsant gestaltete sich der Abend. Er begann damit, dass ich Prof. Girtler am Vortragsabend um ca. Viertel vor Sieben am Bahnhof Traun abholen durfte. Ich war natürlich in Tracht und trug zum Schutz gegen den Regen einen Wetterfleck.
Unseren berühmten Gast erkannte ich sofort und wir spazierten gemütlich plaudernd die knappe Viertelstunde zum evangelischen Gemeindesaal.
Dort kam uns Nachbarvater Dietmar Lindert entgegen und begrüßte unseren Gast. Dieser erkannte sofort, dass es sich bei Dietmars Rock und Weste um Originale aus Neppendorf handelt!
Im Pfarrsaal angekommen, begrüßte Prof. Girtler die im Foyer anwesenden Leute und plauderte ohne Eile mit ihnen. Daher fing der Vortrag mit 20 Minuten Verspätung an. Nachbarvater Dietmar Lindert eröffnete den Abend und verlieh seiner Freude Ausdruck, einen so hochkarätigen Vortragenden bei uns zu Gast zu haben. Rund 160 Personen hatten geduldig gewartet und wurden nun dafür belohnt.
Prof. Girtler stammt aus Spital am Phyrn – in letzter Zeit auch bekannt als Heimatgemeinde der Bergsteigerin Gerlinde Kaltenbrunner, die er übrigens schon seit Kindesbeinen an kennt.
In den folgenden beiden Stunden erzählte er uns, wie er zu seinem Beruf gekommen ist, wie er auf die Landler aufmerksam wurde, von den jährlichen Reisen mit den Studenten nach Siebenbürgen und vieles mehr – alles stets mit Humor gewürzt.
Prof.Girtler ist ja auch Soziologe und es ist bemerkenswert, dass er sich im Gegensatz zu den meisten Kollegen nicht hinter der „Soziologensprache“ oder irgendwelchen Statistiken und Fragebögen versteckt, sondern den Kontakt mit dem „einfachen“ Volk sucht und mit ihm eben in der Sprache des Volkes spricht. Dasselbe rät er seinen Studenten: Redet mit den Leuten! Hört ihnen zu! Das ist ganz bestimmt einer der Hauptgründe für die große Popularität des Professors.
Nach dem überaus launigen Vortrag bedankten wir uns mit einem Kochbuch bei unserem Gast und luden die Anwesenden noch zum gemütlichen Beisammensein ins Foyer. Bei einem Gläschen ergab sich die Gelegenheit zum Gespräch mit dem Vortragenden sowie entwickelten sich rege Diskussionen zum vorher Gehörten.
Es wäre geplant gewesen, dass ich den Gast wieder zu Fuß zum Trauner Bahnhof begleiten sollte. Zwei junge Fans – Studenten aus Linz – boten sich jedoch als „Taxi“ an und der kontaktfreudige Professor nahm deren Angebot gerne an.
Wir verabschiedeten uns herzlich von unserem liebenswerten Gast und hoffen, seine Kolumne noch viel Jahre lesen zu können! Falls Sie es noch immer nicht erraten haben – es ist die „Krone bunt“.

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