Der alljährliche Herbstausflug der Siebenbürger Nachbarschaft Traun fand heuer bereits am 4. Oktober statt, eine Woche früher als sonst.
Pünktlich um 7 h fuhren wir – rund 60 bestens gelaunte Nachbarschaftsmitglieder – mit dem Bus gen Norden, denn unser Reiseziel lag diesmal bei unseren Nachbarn in Südböhmen: Český Krumlov, zu Deutsch Krumau. Vom Nachbarvater mit einem Schnaps zur Aktivierung unserer Abwehrkräfte versehen, hielten wir zuvor für einen kurzen Stopp in Vyšší Brod (deutsch: Hohenfurth) und holten die in einer Bäckerei vorbestellten Schaumrollen und mit Vanillecreme gefüllten Kipferl und Rollen ab. Diese führten wir uns wenige Minuten später auf einem Parkplatz am Moldauufer gemeinsam mit dem mitgebrachten Kaffee zu Gemüte – eine Frühstückspause muss sein! Die für 8 h bestellten Leckereien waren leider nicht wie vereinbart fertig und wir mussten eine halbe Stunde darauf warten. Doch ist niemand verhungert und das Warten hat sich gelohnt, denn böhmische Mehlspeisen sind sagenhaft gut!
Am Reiseziel angelangt, gingen wir zügig zur Krumauer Burg hinauf und teilten uns in zwei Gruppen. Unsere beiden Führerinnen erwarteten uns schon und machten uns mit viel Wissen, Leidenschaft und einer Prise Humor mit ihrer schönen Heimatstadt bekannt.
Die idyllisch zu beiden Seiten der Moldauschleife (an der „krummen Au“ – daher der Name) liegende Altstadt wurde 1992 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt – dies macht sich auch an der wirklich großen Anzahl an Touristen und Reisegruppen, darunter viele Japaner, bemerkbar. Krumau ist ein weit über die Region hinaus beliebtes Ausflugsziel und bietet eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten. Die von den Witigonen um 1240 erbaute Burg wurde mehrmals umgebaut und vergrößert und ist heute größtenteils im Renaissance- und Barockstil erhalten. Eine Vielzahl von Adelsgeschlechtern herrschte hier – u. A. die Rosenberger für rund 300 Jahre. Deren Wappenblume, die 5blättrige Rose, ist in Krumau allgegenwärtig. Später auch die Habsburger und zuletzt bis zur Enteignung 1947 das Fürstengeschlecht der Schwarzenberg. Der berühmte runde Turm der Burg ist einzigartig und die Krumauer Burg nach dem Prager Hradschin nicht nur die zweitgrößte Tschechiens, sondern auch eine der größten Anlagen Europas. Nach der Besichtigung der Burg und einer ebenso interessanten Führung im Inneren spazierten wir hinunter in die Altstadt. Im Gasthof „Zur Kanne“ tranken wir Budweiser Bier und verspeisten ein köstliches Menü mit typisch böhmischen Speisen. Zum Nachtisch gab es die berühmten Powidltascherl – die gehören meiner Meinung nach ins kulinarischen Weltkulturerbe aufgenommen!
Die folgende Freizeit nutzte jeder nach seinem Gusto: Für einen gemütlichen Bummel durch die krummen Gässchen, zum Einkaufen und Kaffeetrinken – oder zu einem Besuch im Schiele-Museum: Denn der weltberühmte Expressionist Egon Schiele ließ sich 1911 hier, im Geburtsort seiner Mutter, nieder und lebte und arbeitete einige Monate hier. Da seine Kunst jedoch als anstößig galt und er sich nicht willkommen fühlte, verließ er Krumau wieder.
Um halb Vier trafen wir erneut unsere beiden Führerinnen zum geführten Stadtrundgang und entdeckten einige der vielen Sehenswürdigkeiten. Gegen 17.30 nahmen wir Abschied und fuhren Richtung Heimat. In der Jausenstation „Auf d´Sunnseiten“ in Sonnberg im Mühlviertel fanden wir leider nur mehr ganz kurz die Sonne vor: Es blies der böhmische Wind, dafür wurden wir von den geselligen Wirtsleuten mit einer Brettljause bestens verköstigt. Dank Dr. Misch und seinem Akkordeon sowie unserer eigenen Frohnatur folgten einige vergnügliche Stunden und um 22 Uhr verabschiedeten wir und schon wieder in Traun am Kirchenparkplatz.
Herzlichen Dank an Gabriele Kopes für die perfekte Organisation dieses wunderschönen Tages!
Bericht von Nachbarmutter Irene Kastner
Nachstehend die ersten Bilder, bei unserem Ausklang im Gasthaus „Sunseitn“
Viel Spaß beim Betrachten!