Die im vergangenen Jahr gemeinsam absolvierte Tournee der Trachtenkapelle und Jugendgruppe nach Amerika und Kanada war solch ein einschlagender Erfolg, dass es uns dieses Jahr gleich noch einmal gemeinsam in die Ferne zog. Als diesmaliges Reiseziel wurde Siebenbürgen auserkoren.
Kurz vor der Abfahrt stieg die Vorfreude auf diese Reise fast ins Unermessliche. Viele der Mitreisenden wussten ja bereits von mehreren Siebenbürgenfahrten was sie dort ungefähr erwarten würde, doch andere wiederum standen kurz davor, das erste Mal das Heimatland ihrer Vorfahren zu besuchen. Die letzten Tage vor der Abreise vergingen im Nu. Großeltern und Verwandte gaben die letzten Anweisungen, wo wir deren ehemaligen Ortschaften und Häuser finden würden, in den Jugendproben wurden noch fieberhaft die letzten Tänze ausgefeilt und Gerhard Böhm, der für diese Reise die musikalische Leitung übernommen hatte, schwang noch fleißig in den Proben den Taktstock, um das Programm mit den Musikern einzustudieren. Auch unser Organisationsleiter Dietmar Lindert hatte noch alle Hände voll zu tun, um eine möglichst reibungslose Tournee zu arrangieren.
Am Donnerstag, den 12. Juli, war es dann endlich soweit. Um 19.00 trafen sich alle Reiseteilnehmer und kurz darauf, nach dem
Einladen der Gepäcksstücke, Trachten und Musikinstrumente, konnte 45-Mann-hoch die Fahrt nach Siebenbürgen angetreten werden. Die Zeit im Bus verging wie im Flug – es wurde geplaudert, musiziert, gesungen und mit dem einen oder anderen Stamperl „Pali“ auf die bevorstehende Tournee angestoßen. So hatten wir schon bald die ungarische Grenze erreicht und bereits wenig später wurde es ziemlich still im Bus, denn jeder versuchte ein wenig zu schlafen. Die Nachtruhe dauerte jedoch nicht lange an, denn frühmorgens um 5 Uhr erreichten wir die rumänische Grenze. Wir mussten zum Glück nicht all zu lange auf die Einreise warten und so konnten schon bald darauf einige von uns das erste Mal ihre Füße auf rumänischen Boden setzen.
Da auch die restliche Anreise äußerst reibungslos verlief, hatten wir bereits zur frühen Mittagszeit unser erstes Reiseziel – Hermannstadt – erreicht. Nach einem ausgiebig Mittagessen auf der Hotelterrasse erkundeten einige die Stadt und andere nutzten die Zeit, um sich noch etwas auszuruhen. Um 5 Uhr traf man sich dann wieder in der Hotelhalle zu einem gemeinsamen Stadtrundgang durch Hermannstadt. Dank der regelmäßigen Siebenbürgenbesuche unseres Reiseleiters Dietmar Lindert haben wir hierbei viel Interessantes über die Geschichte und Bauten der Stadt erfahren. Im Anschluss daran begaben wir uns noch zur ev. Stadtpfarrkirche, wo wir selbige besuchten und danach am Kirchenturm den Ausblick über die Dächer der 170.000-Einwohnerstadt genossen.
Nach einem gemeinsamen Abendessen saßen wir noch in gemütlicher Runde auf der Hotelterrasse zusammen und fielen danach hundemüde von der Fahrt und den ersten Eindrücken ins Bett.
Am nächsten Morgen stand Frühsport auf dem Programm. Gleich nach einem stärkenden Frühstück begaben wir uns nach Michelsberg, wo wir auf die
hochgelegene Kirchenburg wanderten. Doch die herrliche Aussicht von dort oben hat alle Anstrengungen des Aufstieges mehr als gerechtfertigt. Wieder unten angekommen gönnten wir uns noch ein kühles Erfrischungsgetränk, bevor wir uns wieder nach Hermannstadt aufmachten, um dort Mittag zu essen und uns für den ersten Auftritt umzuziehen.
Nach einer etwa halbstündigen Busfahrt kamen wir in Alzen, dem ersten Veranstaltungsort unserer Auftrittsreise, an, wo wir im Gemeindesaal unsere Tournee offiziell eröffneten. Nachdem die Musik zum Auftakt einen Marsch gespielt hatte, wurden wir seitens der Gemeindevertretung aufs allerherzlichste begrüßt. Als wir unser Programm darboten, das sich abwechselnd aus musikalischen und tänzerischen Darbietungen zusammensetzte,
konnte man in den strahlenden Gesichtern der Anwesenden bestens sehen, welche Freude wir in dieses Gemeindehaus gebracht haben. Während die Musikkapelle ihre Stücke spielte, war der Saal zum Bersten voll, da die Alzner die seltene Möglichkeit zum Tanzen so richtig ausnutzen wollten. Das offizielle Programm wurde schließlich gemeinsam mit den Ortsbewohnern mit dem
Singen des „Siebenbürger Liedes“ beendet. Da das begeisterte Publikum trotz enormer Hitze noch weiterhin das Tanzbein schwingen wollte, spielte die Musik noch eine Stunde länger als geplant. Doch auch dies brachte das tanzfreudige Publikum noch nicht außer Atem und so waren wir froh, dass neben uns auch noch die
Musikanten aus Probsdorf anwesend waren. Schnell wurde die Bühne für die vier Musikanten frei gemacht und unsere Instrumente an sie übergeben. Dank dieser spontanen Einlage der „vier Tenöre“ war es auch uns noch möglich uns bei der Hitze auf der Tanzfläche auszupowern. Zum Abschluss kam man noch in gemütlicher Runde bei einem Gläschen selbstgemachten Wein zusammen und sang Lieder aus der alten Zeit. Dies war ein solch schöner Nachmittag, dass es uns gar nicht leicht fiel, wieder Abschied zu nehmen. Etwas erschöpft saßen wir anschließend nach dem Abendessen auf der Hotelterrasse beisammen und stießen auf den gelungenen ersten Auftritt an.
Gleich am darauffolgenden Tag hatten wir die nächsten zwei Auftritte zu absolvieren. Am Vormittag besuchten wir den Gottesdienst in Großscheuern, wo wir anschließend von den nur mehr wenig verbliebenen Sachsen aus diesem Ort mit Wein und Selbstgebackenen verwöhnt wurden. Nach einigen Ständchen
und der Darbietung mehrerer Tänze mussten wir uns jedoch wieder auf den Weg machen, denn am frühen Nachmittag stand schon der nächste Punkt am Programm – das Gemeindefest in Neppendorf. Als wir dort ankamen, wurden wir schon sehnsüchtig erwartet und die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten riesengroß. Da wir in den letzten Jahren jedes Jahr mindestens einmal in Neppendorf vorbeischauen – bereits letztes Jahr hat eine kleine Jugendabordnung an besagtem Fest teilgenommen – hat man zu dieser Gemeinde einen sehr guten Kontakt aufgebaut und schon viele Freunde gewonnen. Nachdem man kurz die bekannten Gesichter begrüßt und die allerwichtigsten Neuigkeiten erzählt hatte, wurde von unseren Musikern schnell die Bühne aufgebaut. Als alle Instrumente auf
dem richtigen Platz waren, legten wir mit unserem Programm los. Dabei durfte als krönender Abschluss der „Neppendörfer“ nicht fehlen. Dieser Tanz wurde von der Kapelle gespielt und so konnte unser Musiker Günther auch für einige Momente das Akkordeon zur Seite legen und selbst mittanzen.
Da sich auch in Neppendorf das tanzfreudige Publikum nur während der Volkstanzeinlagen erschöpft auf ihren Plätzen niederließ, konnte die Kapelle nach dem offiziellen Teil noch lange nicht ans Aufhören denken und brachte die Besucher mit ihren schwungvollen Stücken noch ganz schön ins Schwitzen.
Im Anschluß genossen wir beim gemütlichen Beisammensein mit den Ortsansässigen die traditionellen „Mici“. Wer nach diesem anstrengenden und sehr schwülen Tag noch Lust und Elan hatte, hatte die Möglichkeit das prunkvolle Zigeunerschloß sowie die Kirche von Neppendorf zu besichtigen. Zurück in Hermannstadt nutzen wir den Abend um das Nachtleben der Stadt kennenzulernen.
Am Montag morgen nach dem Frühstück wurden unsere Sachen wieder im Bus verstaut und die Fahrt nach Kronstadt angetreten. Für ein gemütliches Nickerchen konnte diese aber nicht genutzt werden, denn der erste Halt wurde bereits nach einigen Kilometern in Vreck gemacht, wo wir eine kleine Privatbrauerei besuchten. Nach der Führung durch den Betrieb verkosteten wir noch das frisch abgefüllte Bier
und dann ging es weiter nach Kerz, wo uns der Pfarrer spannende und lustige Anekdoten über die Geschichte des Ortes und der Kirche erzählte. Im Anschluss daran bot er uns an, im Kirchengarten zu picknicken, was wir nur äußerst gerne annahmen. Neben Jause und Getränken wurden auch Instrumente aus dem Bus gepackt und einige Musiker gaben ein Ständchen zum Besten.
In Kronstadt angekommen erforschte jeder auf eigene Faust die Stadt, bevor wir uns alle im Gasthaus „Karpartenhirschen“ einfanden. Nach einer ausgiebigenFührung durch den Weinkeller und einer noch ausgiebigeren Weinkost wurde das Abendessen serviert. Im Anschluss daran lehnten wir uns gemütlich zurück und folgten dem Folkloreprogramm. Ungefähr 30 Tänzer und Tänzerinnen zeigten in unterschiedlichen Trachten rumänische Volkstänze. Danach erkundeten noch einige das Nachtleben der Stadt, bevor sie endgültig erschöpft in ihre Betten fielen.
Am nächsten Tag besuchten wir das berühmte Schloß in Bran. Nach einer Führung durch das „Drakulaschloß“ hatten wir noch die Möglichkeit einige Souvenirs zu kaufen. Danach ging es weiter nach Wolkendorf, wo wir im Jugendgästehaus unseren nächsten Auftritt hatten. Überraschenderweise kamen zu dieser Veranstaltung mehr Leute als erwartet und so wurden die Sessel im Garten enger zusammengerückt, bevor die Musikkapelle mit einem schwungvollen Marsch unsere dritte Aufführung eröffnete. Auch hier folgten die Leute gespannt unserem Programm und freuten sich riessig wieder einmal so viele Jugendliche in Tracht zu sehen. Bei einem gemütlichen Plausch mit den Ortsansässigen verging die Zeit wie im Flug. Zum Abschluss wurde dann noch gemeinsam das „Siebenbürger Lied“ und wir noch das Lied „Wahre Freundschaft“ gesungen. In diesem Moment fuhr es einem jeden von uns kalt über den Rücken, denn das Gefühl der Verbundenheit und Glückseeligkeit war einfach überwältigend.
Am Mittwoch besuchten wir die Kirchenburgen Tartlau und Honigberg. Wir ließen den ganzen Vormittag das Flair dieser beiden Burgen, die übrigens noch bestens erhalten sind, auf uns wirken. Als wir zur Mittagszeit im Burggarten ein Picknick machten, freuten wir uns, dass wir nicht vor einigen Jahrzehnten in dieser Burg lebten und monatelang von den Vorräten der Speckkammern zehren mussten. Nachmittags blieb noch genügend Zeit für einen Einkaufsbummel in Kronstadt, bevor wir uns wieder in Tracht begaben und zu unserem nächster Auftritt in Petersberg fuhren.
Erfreulicherweise war auch die Tanzgruppe aus Kronstadt angereist. Obwohl die Kronstädter ihre Tracht zu Hause gelassen hatten, ließen wir es uns nicht nehmen nach dem offiziellen Teil gemeinsam einen Aufmarsch zu machen. Bei einem gemütlichen Gläschen Wein saßen wir danach noch beisammen, bevor uns unser Busfahrer wieder gut ins Hotel zurückbrachte. Da wir aber erst zu später Stunde wieder Kronstadt erreichten und der Hunger noch groß war, blieb nur ein Besuch beim Mc Donalds übrig, der zum Glück extra wegen uns noch einmal aufsperrte. An diesem Abend dachte man noch lange nicht daran ins Bett zu gehen, denn am nächsten Tag hatte man während der Fahrt nach Bistriz genügend Zeit, um den versäumten Schlaf nachzuholen. So traf man sich in der Hotellounge und plauderte bis in die frühen Morgenstunden über die vergangenen Tage.
Aus diesem Grund verlief die Busfahrt nach Bistriz etwas ruhiger. Erst als wir in Schäßburg Halt machten, um uns die schöne Burg- und Kirchenanlagen sowie das Geburtshaus von Drakula anzusehen, waren auch die letzten wieder munter. Danach hatten wir in Korund die Möglichkeit siebenbürgische Keramiken einzukaufen. Da hierbei jedoch manche etwas übertrieben haben, mussten wir die Gepäcksstücke im Bus neu verstauen, um alles unterzubringen.
Auch danach ging es nicht direkt nach Bistriz weiter, denn wir machten noch einen Abstecher nach Wermesch. Einige unserer Mitreisenden stammen aus diesem Ort und waren daher dementsprechend aufgeregt als, wir in die Nähe von Wermesch kamen. Der Anblick der Kirche war jedoch nicht nur für sie enttäuschend. Die komplette Einrichtung der Kirche wurde gestohlen und die Mauern sind schon sehr instabil und müssen mit einem Gerüst vor dem Zusammenfall bewahrt werden. Rührend war aber die Freude jener, die zum erstenmal im Heimatort ihrer Großeltern in deren ehemaligen Höfen standen.
Am Freitag fuhren wir nach Jaad und tauschten unseren Bus in 6 Pferdekutschen ein. Diese brachten uns auf die Stina, wo wir den Schafhirten bei ihrem Lebensalltag beiwohnten. Viele von uns haben hier das erste mal gesehen, wie man professionell Schafe eintreibt und melkt. Während für uns eineLammtokana am offenen Lagerfeuer zubereitete, kosteten wir frischen Schafskäse. Danach genossen wir noch die ruhigen Stunden im Grünen. Nachdem die Pferde die Wagen wieder gut zurück gezogen hatten, machten wir uns wieder auf den Weg ins Hotel, um uns ein letztes Mal auf dieser Reise in Tracht zu schmeissen.
Der letzte Auftritt fand in Waltersdorf statt, wo der Gemeindesaal wieder bis auf den letzten Platz gefüllt war. Als Belohnung für unsere Anstrengungen bekamen wir im Anschluss an unser Programm reichlich zu Essen und zu Trinken. Während die einen noch mit den zahlreich anwesenden Kindern des Dorfesspielten und sangen, nutzten andere die Gelegenheit den Hof ihrer Vorfahren zu besichtigen. Doch schon all zu bald hieß es wieder Abschied nehmen. Dies fiel uns diesmal besonders schwer, denn es bedeutete nicht nur den gerade neu gewonnen Freunden „Auf Wiedersehen“ zu sagen, sondern auch Siebenbürgen selbst.
Im Hotel wurde wehmütig Koffer gepackt, bevor man sich gemütlich zusammensetzte, um die letzten Stunden gemeinsam zu verbringen. Der Wecker läutete um 4 Uhr morgens in manchen Hotelzimmer vergeblich, da einige von uns dieses in der Nacht erst gar nicht aufgesucht hatten. Nachdem die Koffer zum letzten Mal im Bus verstaut waren, wurde die Heimreise angetreten.
Erschöpft von den letzten zehn Tagen lümmelte sich jeder noch einmal gemütlich in seinen Sessel und träumte über diese wunderbare Reise.
An dieser Stelle möchten wir ein besonderes Lob an unseren Busfahrer Harald aussprechen, der uns immer bestens an unser Ziel gebracht hat. unser Dank geht auch an alle, die sich um die Organisation der Reise und Auftritte gekümmert haben.
Wir hoffen noch viele Fahrten nach Siebenbürgen absolvieren zu können, denn im Heimatland seiner Vorfahren ist es besonders schön deren Kultur und Tradition aufleben zu lassen.