Bericht von NBM Irene Kastner
Der letzte „normale“ Richttag bzw. Generalversammung – damals mit Neuwahlen – fand bereits 2020, also vor 3 Jahren statt. Im Vorjahr konnte dann im Mai wieder einer abgehalten werden.
Heuer ist Corona kaum mehr ein Thema – zumindest im Moment – und so wurde der 66. Richttag wieder wie früher am Dreikönigstag abgehalten. Beibehalten wurde jedoch der neue Veranstaltungsort, nämlich der große Saal im evangelischen Gemeindezentrum Traun, welcher einen hellen und freundlichen Rahmen bot. Die Trachtenkapelle Traun „Siebenbürger“ unter der Leitung von Kapellmeister Peter Kusen sorgte schon beim Eintreffen der Gäste für den musikalischen Empfang und umrahmte auch die folgenden zwei Stunden äußerst schwungvoll. Wer das tolle Herbstkonzert der Trachtenkapelle in der Spinnerei besucht hatte, dem kamen einige der dargebotenen Stücke bekannt vor, auch mein Favorit, ein echter Ohrwurm: Arrangement „Beyond the sea“, bekannt aus dem FiIm „Findet Nemo“.
Mit einigen Minuten Verspätung konnte Nachbarvater Kons. Dietmar Lindert den Richttag eröffnen und zahlreiche Ehrengäste begrüßen: Allen voran Frau Vizebürgermeister Sabine Burger (in Vertretung von Bürgermeister Ing. Karl-Heinz Koll), die Stadträte Günter Geisberger, Franz Ammann und Ing. Mag. Johann Böhm sowie zahlreiche Gemeinderäte aus fast allen Fraktionen. Seitens des Verbandes der Heimat- und Trachtenvereine Linz und Umgebung Monika Kreutler. Außerdem Superintendentialkuratorin Mag. Renate Bauinger, Pfarrer i.R. Mag. Gerhard Grager sowie Helmut Atzlinger vom Verein „Eine Welt – oberösterreichische Landlerhilfe“. Letzter war seit Beginn des Krieges noch unermüdlicher als sonst und schon mehr als ein dutzendmal mit Hilfslieferungen in der Ukraine. Es ehrt uns daher besonders, dass sich Helmut zwischen zwei Fahrten Zeit für unsere Veranstaltung nahm! Last but not least begrüßten wir als Hausherrn unseren Trauner Pfarramtskandidaten Mag. Fritz Rössler, welcher eine kurze Andacht hielt und später noch das Tischgebet sprach.
Dem Gedenken an unsere verstorbenen Vereinsmitglieder folgte ein sehr kurzer Tagesordnungspunkt, nämlich der Kassabericht von Birgit Pfeiffer: In nur wenigen Minuten abgehandelt, versteckt sich dahinter enorm viel Arbeit. Dem anschließenden Bericht von Rechnungsprüfer Andreas Lette, welche die Kassaführung auf Herz und Nieren geprüft hatte, wurde von der Generalversammlung stattgegeben und die Kassierin somit entlastet.
Es folgte der Bericht des Obmanns der Trachtenkapelle, Patrick Tiefenbach. Nach den schwierigen Coronajahren ohne Proben, ohne Spielereien gibt die Kapelle jetzt wieder richtig Gas, wie man so sagt. Mit Vereinsausflügen in die Wachau bzw. nach Wien, dem Seekonzert am Badesee Oedt, der Mitwirkung beim Ferienprogramm der Stadt Traun, einem großen Familienfest mit abschließendem Konzert beim Schloss Traun, einem Workshop, einer Ferienwoche für Jungmusiker und dem Herbstkonzert in der Spinnerei kann die Trachtenkapelle eine tolle Bilanz vorlegen. Ein Höhepunkt auch das ausgezeichnete Abschneiden bei der Marschwertung im Rahmen des Bezirksmusikfestes. Da der Kulturaustausch der Föderation der Siebenbürger Sachsen 2020 bekanntlich wegen Corona ausgefallen ist und nun im Juli 2023 nachgeholt wird, kommt noch einiges auf die Musiker:innen zu – wir gratulieren zur geleisteten Arbeit und freuen uns!
Es folgten zwei Volkstänze der Siebenbürger Jugend und die Ansprache von Obfrau Jaqueline Dobrauz. Die Jugend blickt wie alle anderen Vereine auf schwierige Zeiten zurück, ist aber dennoch stets mit vollem Elan bei der Sache. Und klar, auch für die Siebenbürger Jugend Traun ist der kommende Höhepunkt der Kulturaustausch vom 6. bis 20. Juli, also die Reise in die USA und nach Kanada. Müßig zu erwähnen, dass bei jedem Kulturaustausch und jedem Jugendlager in Österreich sowohl die Nachbarschaft als die Jugend als Gastgeber bzw. Gasteltern fungierten. Also schon seit vielen Jahrzehnten. Dabei geknüpften Kontakte werden von den „Damaligen“ übrigens noch immer gepflegt – wir Siebenbürger Sachsen sind halt eine große Familie, die weltweit zusammenhält.
Es folgte der Bericht von Nachbarvater Dietmar Lindert, welcher in seiner Rede auf die kommenden Herausforderungen einging. Dies sind zum einen das Gewinnen neuer Mitglieder, um auch im 79. Jahr nach der Flucht und 67. Jahr nach Vereinsgründung den Fortbestand des Vereines zu sichern. Zum anderen das Gewinnen von freiwilligen Helfer:innen aus den Reihen unsere Mitglieder. Denn viele, vor allem die Mitglieder der Seniorentanzgruppe, welche jahrzehntelang (!) immer und überall zur Stelle waren, sind aus Alters- und Krankheitsgründen in den wohlverdienten Helfer-Ruhestand getreten. Wir benötigen helfende Hände für alle möglichen großen und kleinen Tätigkeiten, von der Mithilfe bei Festen bis zum Austeilen der Einladungen und „Siebenbürger“. Im letzten „Siebenbürger“ ist dazu ein Aufruf erschienen und es haben einige ihre Hilfe angeboten – danke dafür.
Apropos „Siebenbürger“ : Der erste erschien 1994, jetzt sind wir aktuell beim 29. Jahrgang. 28 Jahre lang hat die Oberbank ihn kostenlos in einer Auflage von meist ca. 350 (früher ) 400 Exemplaren für uns gedruckt, wofür wir sehr dankbar sind. Dies haben wir vor allem unserem 2010 leider zu früh verstorbenen Mitglied, dem ehemaligen Nachbarvater und Direktor der Oberbank-Zweigstelle Traun sowie Verbandsobmann der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich, Kons. Hans Waretzi, zu verdanken, der diesen Deal für uns eingefädelt hat. Nun hat die Oberbank die Hausdruckerei aus Kostengründen eingestellt – natürlich nachvollziehbar. Für uns gilt es aber, Sponsoren zu finden, denn der Druck der letzten beiden Ausgaben war sehr teuer – also ein weiterer Punkt auf der Agenda fürs kommende Jahr.
Der Kulturaustausch vom 6. bis 20. Juli ist für den Nachbarvater ein Herzensprojekt und wird der Nachbarschaft, aber vor allem ihm selber viel Arbeit bescheren, da alle Fäden beim ihm zusammenlaufen, Der Nachbarvater bot in seinem Bericht einen Rückblick über die Tätigkeiten, sprich Spielereinen der Adjuvanten und man kann ruhigen Gewissens sagen: Gut, dass wir zwei Kapellen, nämlich die Trachtenkapelle UND „Die Lustigen Adjuvanten“ haben. Eine allein könnte das unmöglich alles schaffen. Obwohl – es gibt einige Musiker, die dort wie da ihre Instrumente auspacken. Wie die das schaffen – rätselhaft.
Als besonders wichtig hob Dietmar Lindert das Thema „Nachbarschaft – fit für die nächsten 20 Jahre“ hervor. Ein Thema, dem sich der Verein und Vorstand in den nächsten Wochen und Monaten stellen möchte und muss. Dabei soll geklärt werden, ob unsere Veranstaltungen noch zeitgemäß sind, wie können Feste attraktiver gestaltet werden. Was soll/muss geändert werden, was kann/soll bleiben. Viele Fragen, auf die Antworten zu suchen und hoffentlich auch finden sind!
Abschließend sprach der Nachbarvater seinen Dank aus: Der Stadt Traun unter Bürgermeister Ing. Karl Heinz Koll für die finanzielle Unterstützung; der evangelischen Pfarrgemeinde mit Pfarrer Fritz Rössler und Kurator Johann Böhm, der Siebenbürger Jugend und der Trachtenkapelle Traun für die gute Zusammenarbeit; der Landesleitung unter Kons. Manfred Schuller für die wertvolle Unterstützung sowie den Funktionären der Nachbarschaft für die gemeinsame Arbeit.
Seine Ansprache beendete er wie in jedem Jahr mit einem sächsischen Neujahrswunsch, vorgetragen sächsisch und deutsch.
Es folgten zwei Tänze der „Alten Jugend“, krankheitsgemäß leider etwas dezimiert. Danach ergriff die Nachbarmutter Irene Kastner das Wort. Sie warf einen Blick zurück und erinnerte zum einen daran, dass der Adventmarkt im Schloss Traun – heute eine Institution und weitum, auch in Bayern bekannt – von der Siebenbürger Nachbarschaft Traun ins Leben gerufen wurde. Zum um anderen daran, dass der Bau des evangelischen Gemeindezentrums (Einweihung 2011) ohne die Tatkraft und Spenden der Siebenbürger Sachsen nicht möglich gewesen wäre. Beides sind nur zwei Beispiele dafür, was mit Zusammenhalt, Taktraft und Zielstrebigkeit und Fleiß alles erreicht werden kann, und die Nachbarmutter bat um diesen Einsatz auch für die kommende Wahlperiode, wo die Weichen für die Zukunft gestellt werden sollen.
Nun galt es, einige verdiente Funktionäre für die geleistete Arbeit zu ehren. Ein Verein lebt ja von Freiwilligkeit, eine Ehrung ist nebst Dank der einzige Lohn. Verbandsobmann Manfred Schuller verlieh das „Silbernen Ehrenzeichen der Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich“ an Mario Dörr, Daniel Gnad, Dr. Susanne Gumpesberger, Karl König, Annemarie Manchen, Birgit Pfeiffer, Stefan Roth und Johannes Teutsch.
Michael Lindert, der am Dreikönigstag das 92. Lebensjahr vollendete, legte sein Amt aus Altergründen nun zurück. Er war seit fast 40 Jahren Vertrauensmann und hat in diesen Jahren tausende Einladungen ausgetragen, tausende Euro (früher Schilling) an Mitgliedsbeiträgen kassiert und vor allem unzählbar viele Stunden für den Verein geleistet: Dafür sprach im Namen aller Sohn Dietmar den Dank der Nachbarschaft aus und überreichte ein kleines Geschenk.
Nun wurde es ernst: Der Vorstand der Nachbarschaft trat zurück und Landes- und Bundesobmann der Siebenbürger Sachsen, Kons. Manfred Schuller, übernahm die Abwicklung der Neuwahlen.
Die einstimmig gewählte neue Vereinsleitung setzt sich zusammen wie folgt: Nachbarvater (Obmann) ist Kons. Dietmar Lindert, seine Stellvertreter sind Roland Harrer und Johannes Teutsch; Nachbarmutter: Irene Kastner, ihre Stellvertreterin Andrea Roth; Schriftführerin Mag. Irmgard Hofmann, Stv. Mario Dörr; Kassierin: Birgit Pfeiffer, Stv. Hermine Alesi; Kassaprüfer: Andreas Lette und Georg Gabber; Museumsreferentin: Barbara Kopes; als Vertrauensleute (diese betreuen persönlich jeweils eine „Liste“, also einen Rayon mit durchschnittlich 15 – 20 Mitgliedern) wurden gewählt: Dietmar Lindert, Roland Harrer, Annemarie Manchen, Johannes Teutsch, Klaus Engler, Gernot Lindert, Dr. Susanne Gumpesberger, Georg Gabber, Karl König, Hans Roth, Katharina Lindert, Gottfried Roth, Irene Kastner, Hermine Alesi und Christine Duka.
Es folgten die Grußworte. Kons. Manfred Schuller überbrachte die Grüße vom Verband der Siebenbürger Sachsen, dankte allen für die bisher geleistete Arbeit, ermunterte zum Weitermachen und wünschte weiterhin viel Freude beim Ehrenamt. Danach sprach Kurator und Kulturstadtrat Mag. Johann Böhm kurze Worte und dankte für die gute Zusammenarbeit: Sowohl für die Stadt Traun wie auch für die evangelischen Pfarrgemeinde ist die Nachbarschaft ein verlässlicher Partner.
Es folgte de letzte Punkt der Tagesordnung, Allfälliges. Verbandsobmann Manfred Schuller wies auf wichtige kommende Termine hin – neben dem Kulturaustausch 2023 auf das große Sachsentreffen in Hermannstadt.im August 2024 und den geplanten Heimattag in Wels anlässlich des 80. Jahrestags der Flucht. Mit dem Singen der Hymnen endete der offizielle Teil, nun ging es zum gemütlichen über: Wie schon im Vorjahr lud die Nachbarschaft wieder zu einem Mittagessen. Das „Schichtfleisch auf Siebenbürger Art mit Polenta und Krautsalat schmeckte allen vorzüglich. Herzlichen Dank an das gesamte Küchenteam und allen Helfer:innen beim Vorbereiten, Kochen, Essen und Getränke ausgeben und dem anschließenden Abwaschen und Aufräumen. Danke auch für die Kuchenspenden.
Die Nachbarschaft dankt für den Besuch und freut sich auf die kommenden Veranstaltungen!
Irene Kastner
Dank an Dieter Hofmann für die FOTOS!