55 Jahre jung und noch immer keine Anzeichen von Ermüdung – Wer kann das sein?
Dieses Rätsel ist schnell gelöst: Es sind die Siebenbürger Nachbarschaft, die Siebenbürger Jugend und die Trachtenkapelle Traun, die 1956 gegründet wurden und noch immer voller Schwung und Elan sind.
Die Gründungsmitglieder dieser drei Vereine sind in Siebenbürgen geboren und aufgewachsen, haben Krieg, Flucht und Vertreibung, Neuansiedlung und Wiederaufbau hinter sich. Die Zahl dieser „Erlebnisgeneration“ wird aus Altersgründen immer kleiner. Mit ein Grund, weshalb die Siebenbürger Nachbarschaft am 30. September zum Festabend in den Schönbergsaal des Schlosses Traun einlud.
Mit dem „Lied der Heimat“, unterlegt von passenden historischen Aufnahmen aus Siebenbürgen, wurde die Veranstaltung eröffnet. Der Komponist des Liedes, Mag. Erich Baar von der Trachtenkapelle Traun, war während einer Auftrittsreise durch Siebenbürgen, durch die vielfältigen Erlebnisse dort, dazu inspiriert worden. Die zahlreichen Ehrengäste wurden durch Jugendobmann Stefan Roth und Elisabeth Engler begrüßt.
Unter den Ehrengästen des Abends: Die Vizebürgermeister Renate Prammer und Helmut Andexlinger, Kulturstadtrat Mag. Johann Böhm, die Pfarrer Mag. Georg Zimmermann und Mag. Gerhard Grager, Geschäftsführer der Landlerhilfe Helmut Atzlinger, Superintendentialkurator JohannesEichinger sowie mehrere Trauner Stadt- und Gemeinderäte.
Natürlich war die „siebenbürgische Familie“ besonders stark vertreten mit Ehrenobmann Kons. Dr. Fritz Frank, Bundesobmann Pfarrer Mag. Volker Petri, Landesverbandsobmann Manfred Schuller, Frauen- und Brauchtumsreferentin Ingrid Schuller, Obmann-Stellvertreter Johann Haitchi, Pressereferent Ernst Ohler, Verbandskassier Mag. Rolf Morenz sowie Abordnungen aus den Nachbarschaften Bad Hall, Rosenau und Vöcklabruck.
Nach der Begrüßung ließ das Bläserensemble der Trachtenkapelle Traun unter der Leitung von Obmann Michael Schweitzer eine Kostprobe seines Könnens hören und umrahmte die weitere Feierstunde mit ausgewählten musikalischen Leckerbissen.Vom Verband der Heimat- und Trachtenvereine in OÖ gaben uns die Obmann-Stv. Rudolf Birnbaumer und Kons. Helmut Lüttge die Ehre. Seitens der ortsansässigen Vereine freuten wir uns über den Besuch von Kons. Georg Jirenec (HTV Traun), Maria Zeiss (HTV Ruma) und Maria Kubatfinski (Goldhaubengruppe Traun).
Nachbarvaters Kons. Dietmar Lindert dankte in seiner Ansprache den vorangegangenen Nachbarvätern und Nachbarmüttern für ihre Weitsicht, da sie von Anfang an die Jugend in alle wichtigen Entscheidungsprozesse eingebunden und so den Grundstein für ein fruchtbares Miteinander der Generationen gelegt hatten. Er wies darauf hin, dass die siebenbürgischen Organisationen in Österreich – im Gegensatz zu Deutschland, denen diese Entwicklung erst bevorsteht – nicht mehr von der „Erlebnisgeneration“, sondern von deren Nachkommen, oft schon in 3. Generation getragen und gestaltet werden. Dennoch wurde in Traun das Veranstaltungsangebot in den letzten Jahren nicht eingeschränkt, sondern ganz im Gegenteil sogar erweitert. Vier aktive Tanzgruppen, zwei Musikkapellen und vor allem der neue „Tanzboden“, wie der schöne Probenraum bei der evangelischen Kirche liebevoll genannt wird, erfüllen uns mit Stolz! Stehen sie doch für große gemeinsame Anstrengungen, aber ebenso für viel Freude über das gemeinsam Geleistete und, mit einer gewissen Hartnäckigkeit, Erreichte! Dietmar Lindert versicherte, dass die Nachbarschaft sich auch in Zukunft nach Kräften bemühen wird, die eingeschlagene Richtung beizubehalten.
Kulturstadtrat uns Kurator Mag. Hans Böhm und Vizebürgermeisterin Renate Prammer würdigten in ihren Grußworten die wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen der Siebenbürger Sachsen, insbesondere der drei jubilierenden Vereine und ermunterten zum Weitermachen.
Kernstück des Abends war der interessante Festvortrag von Bundesobmann Mag. Volker Petri, der die vielen Schwierigkeiten der Siebenbürger Sachsen bei der Ansiedlung in der neuen Heimat und bei der Eingliederung schilderte.
Er verstand es, mit seiner unnachahmlichen Erzählweise und vielen spannenden – und den gebannten Zuhörern zum Teil gänzlich unbekannten – Fakten zu fesseln.Imletzten Abschnitt beleuchtete er schließlich die 55jährige Vereinsgeschichte und wünschte uns Traunern dabei weiterhin viel Elan und Gottes Segen.
Die „Neubürger“ hatten anfangs häufig mit Vorurteilen zu kämpfen und vor allen in den Nachkriegsjahren kam es aufgrund sprachlicher Verwechslungen zu meist lustigen Begebenheiten. Mag. Jürgen Stefani präsentierte diese kleinen Erlebnisse in Anekdotenform dem Publikum und sorgte so nach dem eher ernsten Vortrag für den nötigen Humor.
Wie die Trachtenkapelle wirkte auch die Siebenbürger Jugend bei diesem Festabend gestalterisch mit und präsentierte sich mit 8 Paaren und drei anspruchsvollen Tänze von ihrer besten Seite.
Es folgte eine kurze Ansprache der Nachbarmutter. Irene Kastner bedankte sich im Namen der Vereinsleitung beim Land Oberösterreich und der Stadt Traun für die großzügige Unterstützung sowie bei der Evangelischen Pfarrgemeinde, der Siebenbürger Jugend und der Trachtenkapelle für die seit Jahrzehnten bestehende, gute Zusammenarbeit. Besonderer Dank ging an alle Vereinsmitglieder, denn ohne diese und deren Bereitschaft zur Mitarbeit wäre die Nachbarschaft wohl kaum 55 Jahre alt geworden!!
Pressereferentin Mag. Irmgard Hofmann hatte während des Abends charmant durchs Programm geführt und lud nun zum Abschluss des offiziellen Teils die Gäste in den Schlosshof zum Tiroler Fackeltanz und anschließend zum Empfang in den ersten Stock des Herrenhauses.
Die „Lustigen Adjuvanten“, unter der Leitung von Kapellmeister Karl Zehetner, empfingen die Besucher im Schlosshof mit einem Marsch. Der Fackeltanz, aufgeführt von der Jugend, der Alten Jugend und weiteren Nachbarschaftsmitgliedern war sicher die Krönung dieses gelungenen Abends! Drei Kreise mit je 8 Paaren vereinigten sich und boten mit den Flammen der Fackeln vor dem dunklen Nachthimmel ein kleines Spektakel.
Die Siebenbürger Jugend empfing die Gäste im Foyer des Herrenhauses mit einem Glas Sekt. Natürlich war die Heimatstube an diesem Abend geöffnet. Museumsreferentin Barbara Kopes hatte in den Tagen zuvor die Vitrinen und Nischen neu dekoriert und so konnten die BesucherInnen wieder interessante und wertvolle, zum Teil noch nie ausgestellte Exponate (Schenkungen und Leihgaben) bewundern.
Im ersten Stock erwartete die Festgäste ein Büffet mit feinen Brötchen, welche am Nachmittag von 13 fleißigen Damen gemacht worden waren. Bei kühlen Getränken und den flotten Musikstücken der Adjuvanten ließ es sich hervorragend feiern und was im Schönbergsaal gut begonnen hatte, endete noch besser und wird allen in bester Erinnerung bleiben!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die zu dieser gelungenen Veranstaltung beigetragen und dabei mitgeholfen haben!